"Was kann ich dafur", antwortete Bruder Lustig, "wenn mir?s hineingesteckt wird."

"Das sag ich dir, da? du nicht zum zweitenmal solche Dinge unternimmst, sonst soll es dir schlimm ergehen."

"Ei, Bruder, sorg doch nicht, jetzt hab ich Gold, was soll ich mich da mit dem Knochenwaschen abgeben."

"Ja", sprach der heilige Petrus, "das Gold wird lang dauern! Damit du aber hernach nicht wieder auf unerlaubten Wegen gehst, so will ich deinem Ranzen die Kraft geben, da? alles, was du dir hineinwunschest, auch darin sein soll. Leb wohl, du siehst mich nun nicht wieder."

"Gott befohlen", sprach der Bruder Lustig und dachte: "Ich bin froh, da? du fortgehst, du wunderlicher Kauz, ich will dir wohl nicht nachgehen." An die Wunderkraft aber, die seinem Ranzen verliehen war, dachte er nicht weiter.

Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher, und vertat?s und verfumfeit?s wie das erstemal. Als er nun nichts mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirtshaus vorbei und dachte: "Das Geld mu? fort" und lie? sich fur drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. Wie er da sa? und trank, kam ihm der Geruch von gebratenen Gansen in die Nase. Bruder Lustig schaute und guckte, und sah, da? der Wirt zwei Ganse in der Ofenrohre stehen hatte. Da fiel ihm ein, da? ihm sein Kamerad gesagt hatte, was er sich in seinen Ranzen wunschte, das sollte darin sein. "Holla, das mu?t du mit den Gansen versuchen!" Also ging er hinaus, und vor der Ture sprach er: "So wunsch ich die zwei gebratenen Ganse aus der Ofenrohre in meinen Ranzen."

Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. "Ach, so ist?s recht", sprach er, "nun bin ich ein gemachter Kerl." Er ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksburschen daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angeruhrt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig "Mit einer hast du genug", rief die zwei Burschen herbei und sprach: "Da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit." Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, lie?en sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirtin sah zu und sprach zu ihrem Mann: "Die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, ob?s nicht eine von unsern aus der Ofenrohre ist."

Der Wirt lief hin, da war die Ofenrohre leer: "Was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr Ganse essen! Gleich bezahlt, oder ich will euch mit grunem Haselsaft waschen."

Die zwei sprachen: "Wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans drau?en auf der Wiese geschenkt."

"Ihr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Tur hinaus gegangen, auf den hab ich acht gehabt: ihr seid die Diebe und sollt bezahlen." Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prugelte sie zur Ture hinaus.

Bruder Lustig ging seiner Wege und kam an einen Ort, da stand ein prachtiges Schlo? und nicht weit davon ein schlechtes Wirtshaus. Er ging in das Wirtshaus und bat um ein Nachtlager, aber der Wirt wies ihn ab und sprach: "Es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer Gaste."

"Das nimmt mich wunder", sprach der Bruder Lustig, "da? sie zu Euch kommen und nicht in das prachtige Schlo? gehen."

"Ja", antwortete der Wirt, "es hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wer?s noch versucht hat, ist nicht lebendig wieder herausgekommen."

"Wenns andere versucht haben", sagte der Bruder Lustig, "will ich?s auch versuchen."

"Das la?t nur bleiben", sprach der Wirt, "es geht Euch an den Hals."

"Es wird nicht gleich an den Hals gehen", sagte der Bruder Lustig, "gebt mir nur die Schlussel und brav Essen und Trinken mit." Nun gab ihm der Wirt die Schlussel und Essen und Trinken, und damit ging der Bruder Lustig ins Schlo?, lie? sich?s gut schmecken, und als er endlich schlafrig wurde, legte er sich auf die Erde, denn es war kein Bett da. Er schlief auch bald ein, in der Nacht aber wurde er von einem gro?en Larm aufgeweckt, und wie er sich ermunterte, sah er neun ha?liche Teufel in dem Zimmer, die hatten einen Kreis um ihn gemacht und tanzten um ihn herum. Sprach der Bruder Lustig: "Nun tanzt, solang ihr wollt, aber komm mir keiner zu nah."

Die Teufel aber drangen immer naher auf ihn ein und traten ihm mit ihren garstigen Fu?en fast ins Gesicht. "Habt Ruh, ihr Teufelsgespenster", sprach er, aber sie triebens immer arger. Da ward der Bruder Lustig bos und rief: "Holla, ich will bald Ruhe stiften!" kriegte ein Stuhlbein und schlug mitten hinein. Aber neun Teufel gegen einen Soldaten war doch zuviel, und wenn er auf den vordern zuschlug, so packten ihn die andern hinten bei den Haaren und rissen ihn erbarmlich. "Teufelspack", rief er, "jetzt wird mir?s zu arg: wartet aber! Alle neune in meinen Ranzen hinein!" Husch, steckten sie darin, und nun schnallte er ihn zu und warf ihn in eine Ecke. Da wars auf einmal still, und Bruder Lustig legte sich wieder hin und schlief bis an den hellen Morgen. Nun kamen der Wirt und der Edelmann, dem das Schlo? gehorte, und wollten sehen, wie es ihm ergangen ware; als sie ihn gesund und munter erblickten, erstaunten sie und fragten: "Haben Euch denn die Geister nichts getan?"

"Warum nicht gar", antwortete Bruder Lustig, "ich habe sie alle neune in meinem Ranzen. Ihr konnt Euer Schlo? wieder ganz ruhig bewohnen, es wird von nun an keiner mehr darin umgehen!" Da dankte ihm der Edelmann, beschenkte ihn reichlich und bat ihn, in seinen Diensten zu bleiben, er wollte ihn auf sein Lebtag versorgen. "Nein", antwortete er, "ich bin an das Herumwandern gewohnt, ich will weiterziehen." Da ging der Bruder Lustig fort, trat in eine Schmiede und legte den Ranzen, worin die neun Teufel waren, auf den Ambo?, und bat den Schmied und seine Gesellen zuzuschlagen. Die schlugen mit ihren gro?en Hammern aus allen Kraften zu, da? die Teufel ein erbarmliches Gekreisch erhoben. Wie er danach den Ranzen aufmachte, waren achte tot, einer aber, der in einer Falte gesessen hatte, war noch lebendig, schlupfte heraus und fuhr wieder in die Holle.

Darauf zog der Bruder Lustig noch lange in der Welt herum, und wer?s wu?te, konnte viel davon erzahlen. Endlich aber wurde er alt und dachte an sein Ende, da ging er zu einem Einsiedler, der als ein frommer Mann bekannt war, und sprach zu ihm: "Ich bin das Wandern mude und will nun trachten, in das Himmelreich zu kommen."

Der Einsiedler antwortete: "Es gibt zwei Wege, der eine ist breit und angenehm und fuhrt zur Holle, der andere ist eng und rauh und fuhrt zum Himmel."

"Da mu?t ich ein Narr sein", dachte der Bruder Lustig, "wenn ich den engen und rauhen Weg gehen sollte." Machte sich auf und ging den breiten und angenehmen Weg, und kam endlich zu einem gro?en schwarzen Tor, und das war das Tor der Holle. Bruder Lustig klopfte an, und der Torwachter guckte, wer da ware. Wie er aber den Bruder Lustig sah, erschrak er, denn er war gerade der neunte Teufel, der mit in dem Ranzen gesteckt hatte und mit einem blauen Auge davongekommen war. Darum schob er den Riegel geschwind wieder vor, lief zum Obersten der Teufel und sprach: "Drau?en ist ein Kerl mit einem Ranzen und will herein, aber la?t ihn beileibe nicht herein, er wunscht sonst die ganze Holle in seinen Ranzen. Er hat mich einmal garstig darin hammern lassen."