Da? Hagrid am nachsten Morgen beim Fruhstuck wieder am Lehrertisch sa?, rief nicht bei allen Schulern Freude hervor. Manche, wie Fred, George und Lee, schrieen vor Freude und sprinteten den Gang zwischen den Tischen von Gryffindor und Hufflepuff entlang, um Hagrids riesige Hand zu schutteln; andere, wie Parvati und Lavender, tauschten dustere Blicke und schuttelten die Kopfe. Harry wu?te, da? viele von ihnen Professor Rauhe-Pritsches Stunden lieber mochten, und das Schlimmste daran war, da? ein sehr kleiner, unvoreingenommener Teil von ihm wu?te, da? sie nur zu gute Grunde dafur hatten: Rauhe-Pritsches Vorstellung von interessantem Unterricht war keine, in der jemand Gefahr lief, den Kopf abgerissen zu bekommen.
Harry, Ron und Hermine spurten eine gewisse Beunruhigung, als sie – dick verpackt gegen die Kalte – am Dienstag auf Hagrids Hutte zusteuerten. Harry war besorgt, nicht nur daruber, in was Hagrid sie nun unterrichten wollte, sondern auch daruber wie der Rest der Klasse; insbesondere Malfoy und seine Kumpanen, sich verhalten wurden, wenn Umbridge sie beobachtete.
Doch der Hochinquisitor war nirgendwo zu sehen, als sie sich durch den Schnee zu Hagrid qualten, der am Rand des Waldes auf sie wartete. Sein Anblick war nicht sehr beruhigend: Die Blutergusse, die am Samstagabend noch lila waren, hatten nun eine Spur von grun und gelb und manche seiner Schnitte schienen immer noch zu bluten. Harry konnte das nicht verstehen: war Hagrid etwa von einer Kreatur angegriffen worden, deren Gift die zugefugten Wunden daran hindert zu heilen? Und wie um das bedrohliche Bild zu vervollstandigen hatte Hagrid etwas uber seiner Schulter hangen, das wie eine halbe tote Kuh aussah.
»Wir arbeiten heute hier drin!,«rief Hagrid frohlich den ankommenden Schulern entgegen und wies dabei mit dem Kopf auf die dunklen Baume hinter ihm.»N bi?chen besser geschutzt da drin! Sie bevorzugen sowieso die Dunkelheit.«
»Was bevorzugt die Dunkelheit?,«horte Harry Malfoy mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme zu Crabbe und Goyle zischen.»Was hat er gesagt bevorzugt die Dunkelheit – habt ihr das gehort?«
Harry erinnerte sich jetzt wieder an das letzte und einzige Mal, als Malfoy den Wald betreten hatte; er war auch damals nicht sehr mutig gewesen. Er fing an zu schmunzeln; nach dem letzten Quidditch-Spiel war Harry alles lieb, was Malfoy Unbehagen bereitete…»Bereit?,«fragte Hagrid und sah dabei vergnugt in die Runde.»So,»hab noch»n Ausflug in den Wald fur euch Funftklassler aufg«spart. Dachte, wir schau«n uns die Kreaturen mal in ihrem naturlichen Lebensraum an. Das, was wir heut«beobachten is«ziemlich selten, schatze, bin der einzige in England, der«s geschafft hat, die abzurichten.«
Und Sie sind wirklich sicher, das die abgerichtet sind?,«fragte Malfoy, aus dessen Stimme immer deutlicher Panik klang.»Ware ja nicht das erste Mal, da? Sie wildes Zeug mit in den Unterricht bringen, nicht wahr?«
Von den Slytherins war murmelnde Zustimmung zu vernehmen, aber auch ein paar Gryffindors konnte man ansehen, da? sie mit Malfoy nicht uneins waren – zumindest dieses eine Mal.
»Turlich sind sie abgerichtet,«sagte Hagrid missmutig und hievte die tote Kuh ein bi?chen hoher seine Schulter hinauf.
»Und was ist dann mit Ihrem Gesicht passiert?,«bohrte Malfoy weiter.
»Kummer«dich um deine eigenen Angelegenheiten!,«knurrte Hagrid argerlich.»Und kommt mit, wenn ihr alle dummen Fragen gestellt habt!«
Damit drehte er sich um und ging mit gro?en Schritten geradewegs in den Wald. Keiner schien ihm folgen zu wollen.
Harry warf einen Blick auf Ron und Hermine, die beide seufzten, aber nickten. Und so machten sich die drei daran, hinter Hagrid her zu laufen und der Rest der Klasse folgte ihnen.
Nachdem sie ungefahr zehn Minuten gegangen waren, erreichten sie eine Stelle, an der die Baume so dicht beieinander standen, da? es so dunkel wie in der Dammerung war und kein Schnee auf dem Boden lag. Mit einem Grunzen warf Hagrid seine Kuh auf den Boden, trat einen Schritt zuruck und drehte sich zu seinen Schulern, von denen die meisten immer noch von Baum zu Baum auf ihn zuschlichen und dabei nervos umher schielten, als ob sie befurchteten, jeden Moment uberfallen zu werden.
»Kommt zusammen, kommt zusammen,«ermutigte Hagrid sie.»Jetzt werd«n sie vom Geruch des Fleisches angelockt, werd«sie aber trotzdem noch rufen; haben«s gern, wenn ich da bin.«
Er wandte ihnen wieder den Rucken zu, schuttelte das zottelige Haar aus seinem Gesicht und gab einen seltsamen, schrillen Schrei von sich, dessen Echo durch den ganzen dunklen Wald hallte, wie der Ruf eines rieseigen Vogels.
Keiner lachte: Die meisten waren stumm vor Schreck.
Hagrid schrie noch einmal. Eine Minute ging vorbei, wahrend der die Schuler nervos uber ihre Schultern und in den Wald starrten, um einen ersten Blick auf das, was kommen sollte zu erhaschen. Und dann, als Hagrid gerade sein Haar zum dritten Mal in den Nacken warf und tief einatmete, stupste Harry Ron an und wies auf den schwarzen Raum zwischen zwei knorrigen Eiben.
Ein Paar tiefe, wei?e, glanzende Augen wuchsen aus den Schatten und einen Moment spater erschien das drachenartige Gesicht, der Hals und schlie?lich der skelettartige Korper eines schwarzen, geflugelten Pferdes. Es musterte die Klasse kurz, wahrend es mit dem Schwanz schlug und beugte dann seinen Kopf und begann mit seinen scharfen Fangen Fleisch aus der toten Kuh zu rei?en.
Eine Welle der Erleichterung uberkam Harry. Hier war nun endlich der Beweis, da? er sich diese Kreaturen nicht eingebildet hatte, es gab sie wirklich: Hagrid wu?te auch von ihnen. Er sah Ron erwartungsvoll an, aber Ron schaute sich immer noch um und flusterte nach ein paar Sekunden:»Warum ruft Hagrid nicht nochmal?«
Die meisten der anderen schienen genau wie Ron verwirrt und voll nervoser Erwartung zu sein und starrten uberall hin, nur nicht auf das Pferd zwei Meter vor ihnen. Es schien nur zwei andere Schuler zu geben, die es auch sehen konnten: ein sehniger Junge aus Slytherin direkt hinter Goyle, der das Pferd beim Fressen mit einem Ausdruck gro?ten Widerwillens betrachtete; und Neville, dessen Augen dem umherschlagenden, schwarzen Schwanz folgten.
»Oh, und hier kommt noch eins!«Sagte Hagrid stolz, als ein zweites schwarzes Pferd aus den dunklen Baumen auftauchte, seine lederartigen Flugel dicht an seinen Korper faltete und seinen Kopf senkte, um gierig von dem Fleisch zu fressen.»Jetzt…Hande hoch, wer kann sie sehen?«
Harry freute sich enorm, denn er fuhlte, da? er nun wenigstens das Geheimnis dieser Pferde verstehen wurde. Er hob seine Hand. Hagrid nickte ihm zu.
»Yeah…yeah, Ich wu?te Du wurdest das konnen Harry,«sagte er ernsthaft.»Und du auch, Neville, nich? Und -«
»Entschuldigung,«sagte Malfoy mit spottischer Stimme,»aber was genau sollten wir denn sehen konnen?«
Als Antwort zeigte Hagrid auf den Kuhkadaver auf dem Boden.
Die ganze Klasse starrte einige Sekunden darauf, dann keuchten mehrere von ihnen, und Parvati quiekte. Harry verstand warum: Fleischstucke, die sich wie von selbst von den Knochen losten und dann im Nichts verschwanden, mu?ten schon sehr merkwurdig aussehen…»Was tut das?«wollte Parvati mit angstlicher Stimme wissen und zog sich hinter den nachsten Baum zuruck.
»Wer i?t das?«
»Thestrals«sagte Hagrid stolz, und Hermine neben Harrys Schulter gab ein leises, verstehendes»Oh!«von sich.
»Hogwarts hat»ne ganze Herde davon hier drinnen. Nun, wer wei? -?«
»Aber sie sind wirklich, wirklich ungut«unterbrach ihn Parvati, alarmiert aussehend.»Sie sollen den Menschen, die sie sehen konnen, alle moglichen Arten von schrecklichem Ungluck bringen. Professor Trelawney hat mir mal erzahlt -«
»Nein, nein, nein«sagte Hagrid glucksend,»das ist blo? Aberglaube, so ist das, sie sind nicht ungut, sie sind verflixt clever und nutzlich! Sicher, der Haufen hier kriegt nicht viel zu arbeiten, meistens ziehen sie nur die Schulkutschen, es sei denn Dumbledore macht»ne lange Reise und will nicht apparieren – und hier sind noch mehr, seht hin -«