Allen war nach Lachen zumute, au?er Hermine, die aufsprang und den Gegenfluch sprach. Nevilles Beine sprangen auseinander und zitternd rappelte er sich hoch.
»Was ist passiert?«, fragte ihn Hermine und schleppte ihn hinuber zu Harry und Ron, wo er sich setzte.
»Malfoy«, sagte Neville mit zitternder Stimme. »Ich hab ihn vor der Bibliothek getroffen. Er sagte, er wurde nach jemandem suchen, bei dem er diesen Fluch uben konnte.«
»Geh zu Professor McGonagall!«, drangte ihn Hermine. »Sag es ihr!«
Neville schuttelte den Kopf.
»Ich will nicht noch mehr Schwierigkeiten«, murmelte er.
»Du mu?t dich gegen ihn wehren, Neville!«, sagte Ron. »Er ist daran gewohnt, auf den Leuten herumzutrampeln, aber das ist noch kein Grund, sich vor ihn hinzulegen und es ihm noch leichter zu machen.«
»Du brauchst mir nicht zu sagen, da? ich nicht mutig genug bin fur Gryffindor, das hat Malfoy schon getan«, schluchzte er.
Harry durchwuhlte die Taschen seines Umhangs und zog einen Schokofrosch hervor, den allerletzten aus der Schachtel, die Hermine ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Er gab ihn Neville, der kurz davor schien, in Tranen auszubrechen.
»Du bist ein Dutzend Malfoys wert«, sagte Harry. »Der Sprechende Hut hat dich fur Gryffindor ausgewahlt, oder? Und wo ist Malfoy? Im stinkigen Slytherin.«
Nevilles Lippen zuckten fur ein schwaches Lacheln, als er den Frosch auspackte.
»Danke, Harry… Ich glaub, ich geh ins Bett… Willst du die Karte? Du sammelst die doch, oder?«
Neville ging hinaus und Harry sah sich die Sammelkarte der beruhmten Zauberer an.
»Schon wieder Dumbledore«, sagte er. »Er war der Erste, den ich -«
Ihm stockte der Atem. Er starrte auf die Ruckseite der Karte. Dann sah er Ron und Hermine an.
"Ich hab ihn gefunden!«, flusterte er. »Ich hab Flamel gefunden! Hab euch doch gesagt, da? ich den Namen schon mal irgendwo gelesen hab. Es war im Zug hierher. Hort mal: ›Professor Dumbledores Ruhm beruht vor allem auf Sieg uber den schwarzen Magier Grindelwald im Jahre 1945, auf der Entdeckung der sechs Anwendungen fur Drachenmilch und auf seinem Werk uber Alchemie, verfa?t zusammen mit seinem Partner Nicolas Flamel.‹!«
Hermine sprang auf. Seit sie die Noten fur die ersten Hausaufgaben bekommen hatte, war sie nicht mehr so begeistert gewesen.
»Wartet hier!«, sagte sie und rannte die Stufen zu den Madchenschlafsalen hoch. Harry und Ron hatten kaum Zeit, sich ratlose Blicke zuzuwerfen, als sie schon wieder die Treppe heruntergeflogen kam, ein riesiges altes Buch in den Armen.
»Ich hab einfach nicht daran gedacht, hier drin nachzuschauen«, flusterte sie erregt. »Das hab ich schon vor Wochen aus der Bibliothek ausgeliehen, leichte Lekture.«
»Leicht?«, sagte Ron, doch Hermine hie? ihn, still zu sein, bis sie etwas nachgeschaut hatte, und begann, vor sich hin murmelnd, hastig die Seiten durchzublattern.
Endlich fand sie, was sie gesucht hatte.
»Ich hab's gewu?t! Ich hab's gewusst!«
»Ist es uns jetzt erlaubt zu sprechen?«, sagte Ron brummig. Hermine uberhorte ihn.
»Nicolas Flamel«, flusterte sie aufgeregt,»ist der einzige bekannte Hersteller des Steins der Weisen!«
Das hatte nicht ganz die von ihr erwartete Wirkung.
»Des was?«, fragten Harry und Ron.
»Ach, nun hort mal, lest ihr beiden eigentlich nie? Seht her, lest das hier.«
Sie schob ihnen das Buch zu und Harry und Ron lasen:
Die alte Wissenschaft der Alchemie befa?t sich mit der Herstellung des Steins der Weisen, eines sagenhaften Stoffes mit erstaunlichen Kraften. Er verwandelt jedes Metall in reines Gold. Auch zeugt er das Elixier des Lebens, welches den, der es trinkt, unsterblich macht.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es viele Berichte uber den Stein der Weisen, doch der einzige Stein, der heute existiert, gehort Mr. Nicolas Flamel, dem angesehenen Alchemisten und Opernliebhaber. Mr. Flamel, der im letzten Jahr seinen sechshundertundfunfundsechzigsten Geburtstag feierte, erfreut sich eines ruhigen Lebens in Devon, zusammen mit seiner Frau Perenelle (sechshundertundachtundfunzig).
»Seht ihr?«, sagte Hermine, als Harry und Ron zu Ende gelesen hatten. »Der Hund mu? Flamels Stein der Weisen bewachen! Ich wette, Flamel hat Dumbledore gebeten, ihn sicher aufzubewahren, denn sie sind Freunde und er wu?te, da? jemand hinter dem Stein her ist. Deshalb wollte er ihn aus Gringotts herausschaffen!«
»Ein Stein, der Gold erzeugt und dich nie sterben la?t«, sagte Harry. »Kein Wunder, da? Snape hinter ihm her ist! jeder wurde ihn haben wollen.«
»Und kein Wunder, da? wir Flamel nicht in den jungeren Entwicklungen in der Zauberei gefunden haben«, sagte Ron. »Er ist nicht gerade der jungste, wenn er sechshundertfunfundsechzig ist, oder?«
Am nachsten Morgen, wahrend sie in Verteidigung gegen die dunklen Kunste die verschiedenen Moglichkeiten, Werwolfbisse zu behandeln, von der Tafel abschrieben, sprachen Harry und Ron immer noch daruber, was sie mit einem der Weisen anfangen wurden, wenn sie einen hatten.
Erst als Ron sagte, er wurde sich seine eigene Quidditchmannschaft kaufen, fiel Harry die Sache mit Snape und dem kommenden Spiel wieder ein.
»Ich werde spielen«, sagte er Ron und Hermine. »Wenn nicht, denken alle Slytherins, ich hatte Angst, es mit Snape aufzunehmen. Ich werd's ihnen zeigen… das wird ihnen das Grinsen vom Gesicht wischen, wenn wir gewinnen.«
»Solange wir dich nicht vom Spielfeld wischen mussen«, sagte Hermine.
Je naher jedoch das Spiel ruckte, desto nervoser wurde Harry, und mochte er noch so aufschneiderisch vor Ron und Hermine getan haben. Die anderen Spieler waren auch nicht gerade gelassen. Die Vorstellung, sie konnten Slytherin in der Hausmeisterschaft uberholen, war traumhaft, denn seit fast sieben Jahren hatte das keine Mannschaft mehr geschafft, doch wurde ein so parteiischer Schiedsrichter das zulassen?
Harry wu?te nicht, ob er es sich nur einbildete, doch standig und uberall lief er Snape uber den Weg. Manchmal fragte er sich sogar, ob Snape ihm vielleicht folgte und versuchte, ihn irgendwo allein zu erwischen. Die Zaubertrankstunden wurden allmahlich zu einer Art wochentlicher Folter, so gemein war Snape zu Harry. Konnte Snape denn eigentlich wissen, da? sie die Geschichte mit dem Stein der Weisen herausgefunden hatten? Harry konnte sich das nicht vorstellen – doch manchmal hatte er das furchterliche Gefuhl, Snape konne Gedanken lesen.
Am folgenden Nachmittag wunschten ihm Ron und Hermine viel Gluck fur das Spiel und Harry wu?te, da? sie sich fragten, ob sie ihn jemals lebend wieder sehen wurden. Das war nicht gerade trostlich. Wahrend Harry seinen Quidditch-Umhang anzog und seinen Nimbus Zweitausend aufnahm, horte er kaum etwas von den ermutigenden Worten Woods.
Ron und Hermine hatten inzwischen einen Platz auf den Rangen gefunden, neben Neville, der nicht verstand, warum sie so grimmig und besorgt aussahen und warum sie ihre Zauberstabe zum Spiel mitgebracht hatten. Harry hatte keine Ahnung, da? Ron und Hermine insgeheim den Beinklammer-Fluch geubt hatten. Auf die Idee gebracht hatte sie Malfoy, der ihn an Neville ausprobiert hatte, und nun waren sie bereit, ihn Snape auf den Hals zu jagen, wenn er auch nur die geringsten Anstalten machte, Harry zu schaden.
»Also, nicht vergessen, es hei?t Locomotor Mortis«, murmelte Hermine, wahrend Ron seinen Zauberstab den Armel hochschob.
»Ich wei?«, fauchte Ron. »Nerv mich nicht.«
Unten in der Umkleidekabine hatte Wood Harry zur Seite genommen.
»Ich will dich j« a nicht unter Druck setzen, Potter, aber wenn wir je einen schnellen Schnatz-Fang gebraucht haben, dann jetzt. Bring das Spiel unter Dach und Fach, bevor Snape anfangen kann, die Hufflepuffs zu ubervorteilen.«
»Dort drau?en ist die ganze Schule!«, sagte Fred Weasley, der durch die Tur hinausspahte. »Sogar – mein Gott – Dumbledore ist gekommen!«