»Und schien er… schien er sich fur Fluffy zu interessieren?«, fragte Harry mit angestrengt ruhiger Stimme.

»Nun – ja – wie viele dreikopfige Hunde trifft. man schon, selbst um Hogwarts herum? Also hab ich ihm gesagt, Fluffy ist ein Scho?hundchen, wenn man wei?, wie man ihn beruhigt, spiel ihm einfach 'n wenig Musik vor, und er wird auf der Stelle einschlafen -«

Plotzlich trat Entsetzen auf Hagrids Gesicht.

»Das hatt ich euch nicht sagen sollen!«, sprudelte er hervor. »Verge?t es! Hei – wo lauft ihr hin?«

Harry, Ron und Hermine sprachen kein Wort miteinander, bis sie in der Eingangshalle ankamen, die nach dem sonnendurchfluteten Schlo?hof sehr kalt und duster wirkte.

»Wir mussen zu Dumbledore«, sagte Harry. »Hagrid hat diesem Fremden gesagt, wie man an Fluffy vorbeikommt, und unter diesem Mantel war entweder Snape oder Voldemort – es mu? ganz leicht gewesen sein, sobald er Hagrid betrunken gemacht hat. Ich kann nur hoffen, da? Dumbledore uns glaubt. Firenze hilft uns vielleicht, wenn Bane ihn nicht daran hindert. Wo ist eigentlich Dumbledores Arbeitszimmer?«

Sie sahen sich um, als hofften sie, ein Schild zu sehen, das ihnen den Weg wies. Nie hatten sie erfahren, wo Dumbledore lebte, und sie kannten auch keinen, der jemals zu Dumbledore geschickt worden war.

»Dann mussen wir eben -«, begann Harry, doch plotzlich drang eine gebieterische Stimme durch die Halle.

»Was machen Sie drei denn hier drin?«

Es war Professor McGonagall, mit einem hohen Stapel Bucher in den Armen.

»Wir mochten Professor Dumbledore sprechen«, sagte Hermine recht kuhn, wie Harry und Ron fanden.

»Professor Dumbledore sprechen?«, wiederholte Professor McGonagall, als ob daran etwas faul ware. »Warum?«

Harry schluckte – was nun?

»Es ist sozusagen geheim«, sagte er, bereute es jedoch gleich, denn Professor McGonagalls Nasenflugel fingen an zu beben.

»Professor Dumbledore ist vor zehn Minuten abgereist«, sagte sie kuhl. »Er hat eine eilige Eule vom Zaubereiministerium erhalten und ist sofort nach London geflogen.«

»Er ist fort?«, sagte Harry verzweifelt. »Gerade eben?«

»Professor Dumbledore ist ein sehr bedeutender Zauberer, Potter, er wird recht haufig in Anspruch genommen -«

»Aber es ist wichtig.«

»Etwas, das Sie zu sagen haben, ist wichtiger als das Zaubereiministerium, Potter?«

»Sehen Sie«, sagte Harry und lie? alle Vorsicht fahren,»Professor – es geht um den Stein der Weisen -«

Was immer Professor McGonagall erwartet hatte, das war es nicht. Die Bucher in ihren Armen plumpsten zu Boden.

»Woher wissen Sie das?«, prustete sie los.

»Professor, Ich glaube – ich wei? – da? Sn…, da? jemand versuchen wird den Stein zu stehlen. Ich mu? Professor Dumbledore sprechen.«

Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Mi?trauen.

»Professor Dumbledore wird morgen zuruck sein«, sagte sie schlie?lich. »Ich wei? nicht, wie Sie von dem Stein erfahren haben, aber seien Sie versichert, da? niemand in der Lage ist, ihn zu stehlen, er ist bestens bewacht.«

»Aber, Professor -«

»Potter, ich wei?, wovon ich spreche«, sagte sie barsch. Sie buckte sich und hob die Bucher auf »Ich schlage vor, Sie gehen alle wieder nach drau?en und genie?en die Sonne.«

Doch das taten sie nicht.

»Heute Nacht passiert es«, sagte Harry, sobald er sicher war, da? Professor McGonagall sie nicht mehr horen konnte. »Heute Nacht steigt Snape durch die Falltur. Er hat alles herausgefunden, was er braucht, und jetzt hat er Dumbledore aus dem Weg geschafft. Diesen Brief hat er geschickt. Ich wette, im Zaubereiministerium kriegen sie einen gewaltigen Schrecken, wenn Dumbledore dort auftaucht.«

»Aber was konnen wir -«

Hermine blieb der Mund offen. Harry und Ron wirbelten herum.

Snape stand hinter ihnen.

»Einen schonen Nachmittag«, sagte er sanft.

Sie starrten ihn an.

»An so einem Tag solltet ihr nicht hier drin sein«, sagte er mit einem merkwurdigen, gequalten Lacheln.

»Wir waren -«, begann Harry, vollig ahnungslos, was er eigentlich sagen wollte.

»Seid besser etwas vorsichtiger«, sagte Snape. »So, wie ihr hier herumhangt, konnte man auf den Gedanken kommen, da? ihr etwas ausheckt. Und Gryffindor kann sich nun wirklich nicht leisten, noch mehr Punkte zu verlieren, oder?«

Harry wurde rot. Sie waren schon auf dem Weg nach drau?en, als Snape sie zuruckrief.

»Ich warne dich, Potter, noch so eine Nachtwanderung und ich werde personlich dafur sorgen, da? du von der Schule verwiesen wirst. Einen schonen Tag noch.«

Er schritt in Richtung Lehrerzimmer davon.

Drau?en auf den steinernen Stufen drehte sich Harry zu den andern um.

»Ich wei? jetzt, was wir tun mussen«, flusterte er. »Einer von uns mu? ein Auge auf Snape haben – vor dem Lehrerzimmer warten und ihm folgen, wenn er es verla?t. Am besten du, Hermine.«

»Warum ich?«

»Ist doch klar«, sagte Ron. »Du kannst so tun, als ob du auf Professor Flitwick wartest.« Er ahmte Hermines Stimme nach:»Oh, Professor Flitwick, ich mache mir solche Sorgen, ich glaube, ich habe Frage vierzehn b falsch beantwortet… «

»Ach, hor auf damit«, sagte Hermine, doch sie war einverstanden, Snape zu uberwachen.

»Und wir warten am besten drau?en vor dem Korridor im dritten Stock«, sagte Harry zu Ron. »Komm mit.«

Doch dieser Teil des Plans schlug fehl. Kaum hatten sie die Tur erreicht, die Fluffy von der Schule trennte, als Professor McGonagall abermals auftauchte. Und diesmal verlor sie die Beherrschung.

»sie glauben wohl, man konne schwerer an Ihnen vorbeikommen als an einem Bundel Zauberbanne, was!«' wutete sie. »Genug jetzt von diesem Unfug! Wenn mir zu Ohren kommt, da? Sie noch einmal hier in der Nahe rumstromern, ziehe ich Gryffindor weitere funfzig Punkte ab! ja, Weasley, von meinem eigenen Haus«

Harry und Ron gingen in den Gemeinschaftsraum. »Wenigstens ist Hermine Snape auf den Fersen«, meinte Harry gerade, als das Portrat der fetten Dame zur Seite klappte und Hermine hereinkam.

»Tut mir Leid, Harry!«, klagte sie. »Snape ist rausgekommen und hat mich gefragt, was ich da zu suchen hatte, und ich habe gesagt, ich wurde auf Flitwick warten. Snape ist reingegangen und hat ihn geholt, und ich konnte mich eben erst loseisen. Ich wei? nicht, wo Snape hin ist.«

»Tja, das war's dann wohl«, sagte Harry.

Die andern beiden starrten ihn an. Er war bla? und seine Augen glitzerten.

»Ich gehe heute Nacht raus und versuche als Erster zum Stein zu kommen.«

»Du bist verruckt!«, sagte Ron.

»Das kannst du nicht machen«, sagte Hermine. »Nach dem, was McGonagall und Snape gesagt haben? Sie werden dich rauswerfen«

»NA UND?«, rief Harry. »Versteht ihr nicht? Wenn Snape den Stein in die Hande kriegt, dann kommt Voldemort zuruck! Hast du nicht gehort, wie es war, als er versucht hat, die Macht zu ubernehmen? Dann gibt es kein Hogwarts mehr, aus dem wir rausgeschmissen werden konnen! Er wurde Hogwarts dem Erdboden gleichmachen oder es in eine Schule fur schwarze Magie verwandeln! Punkte zu verlieren spielt jetzt keine Rolle mehr, begreift ihr das denn nicht? Glaubt ihr etwa, er la?t euch und eure Familien in Ruhe, wenn Gryffindor den Hauspokal gewinnt? Wenn ich erwischt werde, bevor ich zum Stein komme, sei's drum, dann mu? ich zuruck zu den Dursleys und darauf warten, da? mich Voldemort dort findet. Das hei?t nur, da? ich ein wenig spater sterbe, als ich ohnehin mu?te, denn ich gehe niemals auf die dunkle Seite! Ich steige heute Nacht durch diese Falltur und nichts, was ihr beide sagt, wird mich aufhalten. Voldemort hat meine Eltern umgebracht, erinnert ihr euch?«

Zornfunkelnd sah er sie an.

»Du hast Recht, Harry«, sagte Hermine leise.

»Ich nehme den Tarnumhang«, sagte Harry. »Ein Gluck, da? ich ihn zuruckbekommen habe.«

»Aber passen wir alle drei darunter?«, sagte Ron.

»Alle… alle drei?«