In den sechs Wochen wurden sechzehn Linienschiffe, Fregatten, Korvetten und zahlreiche kleinere Einheiten nach England geschafft; die Sorge Albions, die Blockade Frankreichs wegen des Mangels an Schiffen nicht mehr aufrechterhalten zu konnen, wurde damit zerstreut. Die britischen Geschwader kehrten auf ihre Stationen zuruck, einige wurden aufgelost oder warteten auf neue Befehle. Nach dem spektakularen Sieg von Trafalgar brauchte das verwohnte englische Volk einige Zeit, bis es begriff, was in der zweiten Schlacht von Kopenhagen geleistet worden war. Erst langsam wurde allen klar, da? Englands holzerne Mauern, die von den Kanalhafen bis in die Biskaya und von Gibraltar bis zur italienischen Kuste reichten, Napoleon auf dem Festland gefangen hielten. Das neue Jahr brach an, und mit ihm kamen einige der Sieger nach Hause.

Fur einen spaten Januartag war das Wetter in Cornwall erstaunlich mild und friedlich. Man sagte, das sei ein gutes Vorzeichen, denn dieser Teil des Landes war mit schonen Tagen nicht gerade gesegnet. Das kleine Dorf Zennor lag an der Nordkuste der Halbinsel und war mit Falmouth an der lieblicheren Sudkuste nicht zu vergleichen. An der wilden Nordkuste fielen die Felsen steil ab, umtost von einer nie einschlafenden Brandung. Manches Schiff war schon an dieser dusteren Kuste gestrandet. Zennor lebte vom Ackerbau. An die Narren, die dennoch hier Fischfang betrieben, erinnerten viele Grabsteine in der Kirche.

Trotz des kuhlen, feuchten Wetters lie? sich niemand im Dorf das gro?e Ereignis entgehen: Eine der Ihren heiratete. Den Vater der Braut hatte man damals falschlich angeklagt und gehangt, weil er zu laut uber die Rechte der Landarbeiter gesprochen hatte.

Solch ein Fest hatte das Dorf noch nie erlebt. Auf den ersten Blick sah es so aus, als gebe es hier mehr Pferde und teure Kutschen als Dorfbewohner. Das Blau und Wei? der Marineuniformen war durchsetzt vom Scharlachrot der Seesoldaten und Offiziere aus der benachbarten Garnison. Auch so elegante Damenroben hatte man hier noch nie gesehen.

Die kleine Kirche aus dem zwolften Jahrhundert, die sonst nur bauerliche Feste und kleine Hochzeiten kannte, war bis auf den letzten Platz gefullt. Trotz der Banke und Stuhle, die noch uberall hinzugestellt worden waren, fand nicht jeder drinnen Platz. Viele mu?ten drau?en auf dem Friedhof bleiben.

Ein junger Leutnant verbeugte sich vor Catherine, als sie am Arm Adam Bolithos die Kirche betrat.»Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mylady?«Die Orgel spielte leise, als er sie auf ihren reservierten Platz fuhrte. Viele Gaste beugten sich vor, um sie zu beobachten, flusterten miteinander und genossen den neuesten Klatsch.

Seltsamerweise war ihr das gleichgultig. Sie sah auf der anderen Seite der Kirche einige von Bolithos Kommandanten sitzen. Sie hatten sicherlich ihre Schwierigkeit gehabt, dieses Dorf am Ende der Welt rechtzeitig zu erreichen. Von Falmouth war es eine Reise von vierzig Meilen auf Stra?en, die mit jeder Meile enger und holpriger wurden.

Leise sagte Catherine:»Ich freue mich, da? es ein so schoner Tag fur die beiden ist. «Sie sah zu Adam auf und fand bestatigt, was Bolitho ihr bereits gesagt hatte: Irgend etwas bedruckte seinen Neffen.»Sieh dir den armen Val druben an. Der wurde bestimmt lieber in die nachste Schlacht segeln, als hier zu stehen und zu warten.»

Keen als Brautigam stand neben dem kleinen Altar bei seinem Bruder, der so blond war wie seine beiden Schwestern. Der Bruder trug als einer der wenigen keine Uniform, er war Anwalt in London.

«Ich mu? gleich nach der Trauung aufbrechen, Catherine«, sagte Adam. Er sah sie an, und wieder erstaunte sie seine gro?e Ahnlichkeit mit Richard.

«So schnell schon?«Sie legte ihm die Hand auf den Arm.

«Damit hat jeder Kommandant einer Fregatte zu kampfen. Kaum ist er von Bord, holt sich der Admiral seine besten Leute auf andere Schiffe. Bei seiner Ruckkehr findet er dann nur noch den Abschaum vor.»

Das war naturlich nicht der Grund, und beide wu?ten es.

«Ich mu? dir etwas sagen, Catherine«, fuhr Adam fort.»Du wirst es verstehen, vielleicht als einzige. «Er griff nach ihrer Hand, wurde aber unterbrochen, weil am Altar Bewegung entstand. Keen beugte sich vor und sah den Mittelgang hinunter.

Tojohns, sein Bootssteurer, gab ihnen von der Tur her ein Zeichen. Hinter ihm stand Allday in seiner besten Uniform. Von fern horte man Hochrufe und Klatschen, jemand lautete sogar eine Kuhglocke. Catherine horte eine Kutsche herankommen, wahrend das Klatschen lauter wurde. Es galt wohl nicht nur der Braut, sondern auch dem Mann, der sie zu ihrem Brautigam fuhrte.

«Wie schon sie ist, Adam«, sagte sie, als Bolitho mit Zenoria am Arm langsam durch den Mittelgang der Kirche schritt. Sie sah in Adams Gesicht. Und weil sie ihn kannte, wu?te sie plotzlich den Grund fur seine Niedergeschlagenheit. Es gab keinen Zweifel, alles an Adam verriet, da? er in Zenoria verliebt war, die gerade Valentine Keen heiraten wollte.

Richard Bolitho lachelte die Braut an.»Ich wollte Sie schon immer zum Altar fuhren, zu Val. Schon, da? ich es heute kann. «Zenoria strahlte vor Gluck. Er sah bekannte Gesichter ihnen entgegenlacheln. Seine Schwester Nancy tupfte sich schon die

Tranen aus den Augen. Ferguson und seine Frau standen zwischen einigen hohen Offizieren. Midshipman Segrave teilte sich eine Bank mit dem Hafenadmiral von Plymouth. Der junge Mann sollte nach seiner Ruckkehr das Leutnantsexamen ablegen.

Eine hohe Gestalt huschte herein und blieb mit hochgeschlagenem Mantelkragen an der Wand stehen: Commander Tyacke, der gekommen war, um Kapitan Keen Respekt zu zollen. Er hielt sich im Halbdunkel.

Bolitho mu?te an viele gefallene Freunde denken, die er hier vermi?te. Und an Herrick, der zu Hause seine Verletzungen auskurierte. Aber ob seine andere Wunde je heilen wurde?

Bolitho ubergab die Braut an Keen, und der Pfarrer, nervos wegen der hohen Zahl illustrer Gaste, offnete seine Bibel. Dann stand Bolitho neben Catherine und ergriff ihre Hand, als die alten Worte gesprochen und wiederholt und die Ringe getauscht wurden.

Schlie?lich fingen uber ihnen die alten Glocken an zu lauten, und die Menschen beugten sich aus den Banken, um dem vorbeigehenden Paar gute Wunsche zuzurufen. In dem Trubel verschwand Adam, und auch von Tyacke war nichts mehr zu sehen. Bolitho blickte sich in der leeren Kirche um. Am Eingang wartete Allday auf sie.

Leise sagte er:»Moment noch, Catherine. Ich habe hier etwas fur dich. «Er hob ihre Hand an und streifte ihr einen Ring uber — helles Gold, mit Diamanten und Rubinen besetzt.»Vor Gott sind wir zwar schon lange verheiratet, Liebste, aber erst jetzt habe ich den richtigen Ring gefunden. Und hier ist der rechte Platz, ihn dir zu geben.»

Allday grinste an der Tur. Eine Seemannsbraut und ihr Mann. Warum auch nicht?

Und uber dem Gluck der beiden verga? er seine eigene Einsamkeit.

Seemannische Ausdrucke der Segelschilfszeit

Zusammengestellt von F. W. Wentzel

Abdrehen wenn die Ankertrosse senkrecht nach unten

Kursanderung, um einer Gefahr zeigt, der Anker schon losgebrochen, aber auszuweichen abfallen noch nicht auf dem Grund ist

Vom Wind wegdrehen, so da? er voller ausbringen einfallt. Gegensatz: Anluven Abflauen ein Boot, ein Fallreep nach au?enbords

Nachlassen des Windesachtem bringen auslegen hinten im Schiff achteraus wenn die Matrosen zum Los — oder in Richtung nach hinten achterlich Festmachen der Segel auf die Fu?pferde der

Richtung von querab bis achteraus Rahen treten ausrennen

Achterdeck die Kanonen mit Hilfe von Taljen in hinterer Teil des Oberdecks, Feuerstellung bringen Ausschie?en

Kommandostand der alten Segelschiffe, wo Rechtsdrehung des Windes (auf den Kompa?

Kompa? und Ruder standen Achtersteben bezogen). Gegenteil: Krimpen das hinterste Holz des Schiffes am Wind

(beim Wind) segeln wenn der Kurs im spitzen Back