»Tatsachlich«, sagte Dumbledore und beschleunigte seine Schritte hinaus in die rabenschwarze Nacht.

»Er benimmt sich ganz merkwurdig«, sagte Harry, als er an Dumbledores Seite dahinhastete.»Er wei? offenbar nicht, wo er ist. Standig redet er, als ob er glauben wurde, Percy Weasley sei bei ihm, und dann macht er plotzlich einen Gedankensprung und sagt, er musse Sie sehen… Ich hab Viktor Krum bei ihm gelassen.«

»Ach ja?«, sagte Dumbledore scharf und schritt nun noch zugiger voran, so da? Harry rennen mu?te, um Schritt zu halten.»Wei?t du, ob sonst noch jemand Mr Crouch gesehen hat?«

»Nein«, sagte Harry.»Krum und ich haben uns unterhalten, Mr Bagman hatte uns gerade die dritte Aufgabe erklart, wir sind hinter den anderen zuruckgeblieben, und dann haben wir Mr Crouch aus dem Wald kommen sehen -«

»Wo sind sie?«, sagte Dumbledore, als die Beauxbatons-Kutsche aus der Dunkelheit auftauchte.

»Dort druben«, sagte Harry und lief jetzt Dumbledore voraus den Weg durch die Baume entlang. Er konnte Crouchs Stimme nicht mehr horen, doch er wu?te, wo er hinwollte; es war nicht weit von der Beauxbatons-Kutsche entfernt gewesen… irgendwo hier…

»Viktor?«, rief Harry.

Keine Antwort.

»Sie waren hier«, sagte Harry zu Dumbledore.»Sie waren ganz bestimmt irgendwo hier…«

»Lumos«, sagte Dumbledore. Aus seinem Zauberstab fiel ein Lichtstrahl und er hob ihn in die Hohe.

Der dunne Strahl wanderte uber die schwarzen Baumstamme und erhellte den Waldboden. Und dann fiel er auf ein Paar Fu?e.

Harry und Dumbledore sturzten darauf zu. Krum lag alle viere von sich gestreckt auf dem Waldboden. Offenbar war er bewu?tlos. Von Mr Crouch war keine Spur zu sehen. Dumbledore beugte sich uber Krum und hob sachte eines seiner Augenlider an.

»Schockzauber«, sagte er leise. Seine Halbmondglaser glitzerten im Licht des Zauberstabs, wahrend er den Boden zwischen den umstehenden Baumen absuchte.

»Soll ich jemanden holen gehen?«, sagte Harry.»Madam Pomfrey?«

»Nein«, sagte Dumbledore rasch.»Bleib hier.«

Er hob den Zauberstab hoch und richtete ihn mit ausgestrecktem Arm auf Hagrids Hutte. Harry sah, wie etwas Silbernes aus der Spitze hervorscho? und wie ein Geistervogel zwischen den Baumen hindurchflog. Dann beugte sich Dumbledore erneut uber Krum, richtete den Zauberstab auf ihn und murmelte:»Enervate.«

Krum offnete die Augen. Er wirkte benommen. Als er Dumbledore erkannte, versuchte er sich aufzurichten, doch Dumbledore legte ihm die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm, ruhig liegen zu bleiben.

»Er hat mich angegriffen!«, murmelte Krum und fuhr mit der Hand zur Stirn.»Der alte Irre hat mich angegriffen! Ich habe nur nachsehe wollen, wo Potter steckt, und da hat er mich von hinten angegriffen!«

»Bleib noch einen Moment ruhig liegen«, sagte Dumbledore.

Das Gerausch donnernder Schritte drang zu ihnen heruber und Hagrid trat mit Fang auf den Fersen in den Lichtschein. Er trug seine Armbrust.

»Professor Dumbledore!«, sagte er und seine Augen weiteten sich.»Harry – was zum -?«

»Hagrid, ich mochte, da? du Professor Karkaroff holen gehst«, sagte Dumbledore.»Sein Schuler wurde angegriffen. Und danach alarmiere bitte Professor Moody -«

»Nicht notig, Dumbledore«, ertonte ein heiseres Knurren,»ich bin schon da.«Auf den Stock gestutzt und mit leuchtendem Zauberstab hinkte Moody auf sie zu.

»Verfluchtes Bein«, sagte er aufgebracht.»War sonst schneller hier gewesen… was ist passiert? Snape sagte was von wegen Mr Crouch -«

»Crouch?«, sagte Hagrid verdutzt.

»Karkaroff, bitte, Hagrid!«, sagte Dumbledore scharf.

»O ja… 'turlich, Professor…«, sagte Hagrid, machte kehrt und verschwand mit Fang im Schlepptau in der Dunkelheit.

»Ich wei? nicht, wo Barty Crouch steckt«, sagte Dumbledore zu Moody gewandt,»aber wir mussen ihn unbedingt finden.«

»Bin schon unterwegs«, knurrte Moody, richtete seinen Zauberstab auf und humpelte in den Wald hinein davon.

Weder Harry noch Dumbledore sprachen ein Wort, bis unmi?verstandlich zu horen war, da? Hagrid und Fang zuruckkehrten. Ihnen nach hastete Karkaroff. Er trug seinen silbrigseidenen Pelzmantel und wirkte bleich und erregt.

»Was hat das zu bedeuten?«, rief er, als er Krum am Boden liegen und Dumbledore und Harry neben ihm knien sah.»Was geht hier vor?«

»Ich wurde angegriffen!«, sagte Krum, setzte sich jetzt auf und rieb sich die Stirn.»Mr Crouch oder wie diese Mann hei?t -«

»Crouch hat dich angegriffen? Crouch hat dich angegriffen? Der Trimagische Richter?«

»Igor«, setzte Dumbledore an, doch Karkaroff hatte sich aufgerichtet und krallte, offenbar rasend vor Zorn, die Finger in seinen Pelz.

»Verrat!«, brullte er und deutete auf Dumbledore.»Es ist eine Verschworung! Sie und Ihr Zaubereiminister haben mich unter fadenscheinigen Vorwanden hierher gelockt, Dumbledore! Dies ist kein fairer Wettkampf! Zuerst schmuggeln Sie Potter in das Turnier, obwohl er zu jung ist! Nun versucht einer Ihrer Kumpane im Ministerium, meinen Champion zu erledigen! Ich wittere Betrug und Bestechung in dieser ganzen Angelegenheit, und Sie, Dumbledore, Sie mit Ihrem Gerede uber engere internationale Zaubererbeziehungen, uber den Wiederaufbau alter Partnerschaften, uber das Begraben alter Konflikte – hier ist, was ich von Ihnen halte!«

Karkaroff spuckte Dumbledore vor die Fu?e. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte Hagrid Karkaroff am Pelzkragen, hob ihn in die Luft und schmetterte ihn gegen einen nahen Baum.

»Entschuldige dich«, fauchte Hagrid, die massige Faust an Karkaroffs Kehle, der mit baumelnden Fu?en in der Luft hing und nach Atem rang.

»Hagrid, hor auf!«, rief Dumbledore mit blitzenden Augen.

Hagrid zog die Hand zuruck, mit der er Karkaroff gegen den Baum gedruckt hatte, und Karkaroff rutschte am Baumstamm hinunter und sackte am Wurzelansatz zu einem Haufchen zusammen; ein paar Zweige und Blatter regneten ihm auf den Kopf.

»Sei bitte so freundlich und begleite Harry hoch zum Schlo?, Hagrid«, sagte Dumbledore scharf.

Schwer atmend versetzte Hagrid Karkaroff einen drohenden Blick.»Vielleicht sollte ich besser hier bleiben, Direktor…«

»Du bringst Harry zuruck in die Schule, Hagrid«, wiederholte Dumbledore barsch.»Bring ihn gleich hoch in den Gryffindor-Turm. Und, Harry – ich mochte, da? du dort oben bleibst. Alles, was dir so zu tun einfallt – vielleicht die eine oder andere Eule fortzuschicken -, kann bis morgen warten, hast du mich verstanden?«

»Ahm – ja«, sagte Harry und starrte ihn an. Woher wu?te Dumbledore, da? er genau in diesem Moment daran gedacht hatte, Pigwidgeon sofort zu Sirius zu schicken, um ihm zu berichten, was geschehen war?

»Ich la? Fang bei Ihnen, Direktor«, sagte Hagrid und starrte weiterhin drohend Karkaroff an, der noch immer am Fu? des Baumes zusammengesunken lag, verknauelt in seinen Pelz und die Baumwurzeln.

»Hier geblieben, Fang. Komm mit, Harry.«

Sie marschierten schweigend an der Beauxbatons-Kutsche vorbei hinauf zum Schlo?.

»Wie kann der das wagen«, knurrte Hagrid, als sie am See entlanggingen.»Wie kann der es wagen, Dumbledore zu beschuldigen. Als ob Dumbledore so was tun wurde. Als ob Dumbledore ausgerechnet dich im Turnier haben wollte. Was fur Sorgen er sich macht! Ich wei? nich, wann ich Dumbledore je so besorgt gesehen hab wie in letzter Zeit. Und du!«, sagte Hagrid plotzlich mit zorniger Stimme zu Harry, der verdutzt zu ihm aufsah.»Was hast du da unten zu suchen mit diesem krummen Kram? Er ist aus Durmstrang, Harry! Hatte dir gleich da unten 'nen Zauber verpassen konnen! Haste denn nichts gelernt bei Moody! Wenn ich mir vorstell, da? er dich allein da runtergelockt hat -«

»Krum ist schon in Ordnung!«, sagte Harry, als sie die Stufen zur Eingangshalle hochstiegen.»Er hat nicht versucht, mir einen Zauber aufzuhalsen, er wollte nur uber Hermine sprechen -«

»Mit der werd ich auch noch 'n Wortchen reden, da kannst du Gift drauf nehmen«, sagte Hagrid und stapfte grimmig die Stufen empor.»Je weniger ihr drei mit diesen Auslandern zu tun habt, desto besser fur euch. Da kann man doch keinem von trauen.«