»Aber wenn sie wirklich Todesser waren, warum sind sie dann disappariert, als sie das Dunkle Mal sahen?«, sagte Ron.»Eigentlich hatten sie sich doch freuen mussen, oder?«

»Ron, benutz doch mal deinen Grips«, sagte Bill.»Wenn sie wirklich Todesser waren, dann haben sie alles darangesetzt, nicht nach Askaban zu kommen, als Du-wei?t-schon-wer die Macht verlor, und alle moglichen Lugengeschichten aufgetischt, von wegen er hatte sie gezwungen, Menschen zu toten und zu foltern. Ich wette, sie haben noch mehr Angst als wir anderen, da? er zuruckkommt. Als er die Macht verloren hatte, bestritten sie doch, da? sie jemals wirklich etwas mit ihm zu tun hatten, und lebten weiter, als ob nichts gewesen ware… Ich schatze, er ware nicht besonders angetan von ihnen, oder?«

»Also… wer immer das Dunkle Mal heraufbeschworen hat…«, sagte Hermine langsam,»hatte er das Ziel, die Todesser anzufeuern oder ihnen Angst einzujagen und sie zu verscheuchen?«

»Wir konnen das auch nicht besser beurteilen als du, Hermine«, sagte Mr Weasley.»Ich kann dir nur eines sagen… einzig und allein die Todesser wu?ten, wie man es heraufbeschwor. Ich ware sehr uberrascht, wenn dahinter nicht ein fruherer Todesser stecken wurde, auch wenn er es jetzt nicht mehr ist… Ubrigens, es ist sehr spat, und wenn eure Mutter erfahrt, was passiert ist, wird sie keine ruhige Minute mehr haben. Wir brauchen jetzt noch ein paar Stunden Schlaf und dann versuchen wir einen der ersten Portschlussel von hier weg zu kriegen.«

Harry legte sich mit schwirrendem Kopf in die Koje. Er wu?te, da? er eigentlich erschopft war – es war fast drei Uhr morgens -, doch er fuhlte sich hellwach – und voll dunkler Ahnungen.

Vor drei Tagen – es schien viel langer her zu sein, doch es waren nur drei Tage – war er mit brennenden Schmerzen auf der Stirn aufgewacht. Und heute Nacht war zum ersten Mal seit dreizehn Jahren Lord Voldemorts Zeichen am Himmel erschienen. Was sollten diese Dinge bedeuten?

Er dachte an den Brief, den er noch vom Ligusterweg aus an Sirius geschrieben hatte. Hatte Sirius ihn schon erhalten? Wurde er bald antworten? Harry lag da und starrte auf die Zeltplane, doch keine Traumereien vom Fliegen wiegten ihn nun in den Schlaf, und erst lange nachdem Bills Schnarchen das Zelt erzittern lie?, doste Harry endlich ein.

Wirbel im Ministerium

Sie hatten nur wenige Stunden geschlafen, als Mr Weasley sie weckte. Die Zelte verpackten sich an diesem Morgen von allein und hastig verlie?en sie den Campingplatz. Mr Roberts stand am Tor bei seinem Haus. Er sah sie mit einem seltsamen, leicht abwesenden Blick an und nuschelte zum Abschied»Frohliche Weihnachten«.

»Er wird schon wieder«, sagte Mr Weasley gedampft, wahrend sie uber das Moor gingen.»Bei solchen Gedachtnisveranderungen kommt es manchmal vor, da? die Leute fur kurze Zeit etwas verwirrt sind… und diesmal war es sicher ein schweres Stuck Arbeit, bei dem, was er erlebt hat…«

Schon von weitem horten sie hektisches Stimmengewirr, und als sie zu der Stelle kamen, wo die Portschlussel lagen, sahen sie eine gro?e Schar Hexen und Zauberer, die Basil, den Huter der Portschlussel, bedrangten und lautstark den nachstmoglichen Transport verlangten. Mr Weasley sprach ein paar eindringliche Worte mit Basil, dann reihten sie sich in die Schlange ein und erwischten tatsachlich noch vor Sonnenaufgang einen alten Gummireifen zuruck zum Wieselkopf. In der Morgendammerung wanderten sie uber Ottery St. Catchpole zum Fuchsbau zuruck, recht schweigsam, denn sie waren erschopft und dachten sehnsuchtig an das Fruhstuck. Als sie um eine Biegung gingen und der Fuchsbau in Sicht kam, hallte ihnen auf dem feuchten Weg ein Schrei entgegen.

»Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank!«

Mrs Weasley, die offensichtlich vor dem Haus auf sie gewartet hatte, kam, die Pantoffeln noch an den Fu?en, auf sie zugerannt, mit bleichem, angespanntem Gesicht und einem zusammengeknullten Tagespropheten in der Hand.»Arthur – ich hab mir ja solche Sorgen gemacht – furchterliche Sorgen -«

Sie warf Mr Weasley die Arme um den Hals und der Tagesprophet fiel aus ihrer erschlafften Hand. Harry sah zu Boden und las die Schlagzeile: Szenen des Grauens bei der Quidditch-Weltmeisterschaft, dazu ein funkelndes Schwarzwei?bild des Dunklen Mals uber den Baumspitzen.

»Ihr seid alle wohlauf«, murmelte Mrs Weasley ein wenig abwesend, lie? Mr Weasley los und sah sie mit geroteten Augen an,»ihr lebt noch… o meine Jungs…«

Und zur Uberraschung aller zog sie Fred und George an sich und herzte sie so heftig, da? ihre Kopfe gegeneinander schlugen.

»Autsch! Mum – du erwurgst uns noch -«

»Ich hab mit euch geschimpft, bevor ihr fort seid!«, sagte Mrs Weasley und begann zu schluchzen.»Daran mu?te ich die ganze Zeit denken! Was ware gewesen, wenn Du-wei?t-schon-wer euch gekriegt hatte, und das Letzte, was ich euch gesagt hatte, ware gewesen, da? ihr nicht genug ZAGs geschafft habt? O Fred… o George…«

»Nun ist aber gut, Molly, wir sind alle kerngesund«, sagte Mr Weasley beschwichtigend, zog sie sachte von den Zwillingen weg und fuhrte sie zum Haus.»Bill«, fugte er in gedampftem Ton hinzu,»heb doch bitte die Zeitung auf, mal sehen, was sie schreiben…«

Schlie?lich sa?en sie alle eng aneinander gedrangt in der kleinen Kuche. Hermine kochte Mrs Weasley eine Tasse sehr starken Tee, in die Mr Weasley unbedingt noch einen Schu? Ogdens Alten Feuerwhisky kippen wollte, und Bill reichte seinem Vater die Zeitung. Mr Weasley uberflog die Titelseite, Percy las uber seine Schulter gebeugt mit.

»Ich habs doch gewu?t«, sagte Mr Weasley mit schwerer Stimme.

»Ministerium versagt…

Tater nicht gefa?t…

laxe Sicherheitsvorkehrungen…

unkontrolliertes Treiben schwarzer Magier…

Schande fur das Land…

Wer hat das geschrieben? Ach… naturlich… Rita Kimmkorn…«

»Diese Frau hat es aufs Zaubereiministerium abgesehen!«, erzurnte sich Percy.»Letzte Woche schrieb sie, wir wurden mit unseren Haarspaltereien uber Kesselbodendicke nur Zeit verschwenden, wo wir doch Vampire erlegen sollten! Als ob in Paragraph zwolf der Richtlinien fur die Behandlung nichtmagischer Teilmenschen nicht ausdrucklich festgelegt ware, da? -«

»Tu uns 'nen Gefallen, Perce«, sagte Bill gahnend,»und halt die Klappe.«

»Mich erwahnt sie auch«, sagte Mr Weasley, und die Augen hinter seiner Brille weiteten sich, als er den Schlu? des Berichts im Tagespropheten las.

»Wo?«, prustete Mrs Weasley und verschluckte sich an ihrem Tee mit Whisky.»Wenn ich das gesehen hatte, hatte ich gewu?t, da? du am Leben bist!«

»Nicht namentlich«, sagte Mr Weasley.»Hort mal zu:

Sollten sich die zu Tode geangstigten Zauberer und Hexen, die am Waldrand atemlos auf Nachrichten warteten, beruhigende Worte vom Zaubereiministerium erhofft haben, dann wurden sie zutiefst enttauscht. Ein Vertreter des Ministeriums erschien einige Zeit nach dem Aufstieg des Dunklen Mals und lie? verlauten, niemand sei verletzt worden, weigerte sich jedoch, weitere Informationen zu geben. Ob diese Stellungnahme ausreichen wird, um die Geruchte zu zerstreuen, wonach eine Stunde spater mehrere Leichen aus dem Wald getragen wurden, bleibt abzuwarten.

Nicht zu fassen«, sagte Mr Weasley emport und reichte die Zeitung an Percy weiter.»Niemand wurde verletzt, was sollte ich sonst sagen? ›Geruchte, wonach mehrere Leichen aus dem Wald getragen wurden… ‹, tja, jetzt, wo sie das geschrieben hat, wird es naturlich Geruchte geben.«

Er seufzte tief.»Molly, ich mu? wohl gleich ins Buro, da mu? doch einiges klargestellt werden, damit sich die Gemuter wieder beruhigen.«

»Ich komme mit, Vater«, sagte Percy mit schwellender Brust.»Mr Crouch wird sicher alle verfugbaren Krafte benotigen. Und ich kann ihm meinen Kesselbericht personlich ubergeben.«Er wuselte aus der Kuche.

Mrs Weasley schien vollig aus dem Hauschen.»Arthur, du bist im Urlaub! Das hat doch nichts mit deiner Abteilung zu tun, die konnen das sicher ohne dich regeln?«