»Nein«, sagte Harry,»ich bin im Juli geboren.«

Ron konnte gerade noch ein Lachen abwurgen, das zu einem trockenen Husteln gerann.

Eine halbe Stunde spater sa?en sie vor komplizierten kreisrunden Karten, auf denen sie die Position der Planeten im Augenblick ihrer Geburt einzeichnen sollten. Es war ein stinklangweiliges Geschaft, denn standig mu?ten sie irgendwelche Tabellen zu Rate ziehen und Winkel berechnen.

»Ich habe hier zwei Neptune«, sagte Harry nach einer Weile und besah sich stirnrunzelnd sein Pergamentblatt,»das kann nicht stimmen, oder?«

»Aaaah«, sagte Ron, Professor Trelawneys geheimnisvoll waberndes Flustern nachahmend,»wenn zwei Neptune am Himmel erscheinen, ist dies ein sicheres Zeichen, da? ein Zwerg mit Brille geboren wird, Harry…«

Seamus und Dean, die am Nebentisch arbeiteten, wieherten laut, wenn auch nicht laut genug, um das aufgeregte Kreischen Lavender Browns zu ubertonen -»O Professor, sehen Sie! Ich glaube, ich habe einen aspektlosen Planeten! Uuuuh, welcher ist das, Professor?«

»Der Uranus, meine Liebe«, sagte Professor Trelawney mit einem Blick auf die Karte.

»Kann ich Uranus auch mal sehen, Lavender?«, fragte Ron.

Unglucklicherweise horte ihn Professor Trelawney, und vielleicht war dies der Grund, da? sie ihnen am Ende der Stunde so viele Hausaufgaben gab.

»Eine genaue Untersuchung der Frage, auf welche Weise die Planetenbewegungen des kommenden Monats euch betreffen werden, mit Verweis auf eure personliche Karte«, fauchte sie und klang dabei eher nach Professor McGonagall als nach ihrem ublichen windig-duftigen Selbst.

»Abgabe ist nachsten Montag, und keine Ausreden!«

»Biestige alte Fledermaus«, sagte Ron erbittert, als sie sich in die Scharen einreihten, die die Treppen hinunter in die Gro?e Halle zum Abendessen stromten.»Das wird uns das ganze Wochenende kosten, sag ich dir…«

»'ne Menge Hausaufgaben?«, strahlte Hermine, die sie gerade eingeholt hatte.»Professor Vektor hat uns jedenfalls uberhaupt keine gegeben!«

»Ist ja ganz toll von Professor Vektor«, sagte Ron mi?gelaunt.

Sie gelangten in die Eingangshalle, wo sich schon eine lange Schlange fur das Abendessen gebildet hatte. Sie hatten sich gerade angestellt, als hinter ihnen eine laute Stimme ertonte.

»Weasley! Hey, Weasley!«

Harry, Ron und Hermine wandten sich um. Hinter ihnen standen Malfoy, Crabbe und Goyle und schienen sich prachtig uber etwas zu amusieren.

»Was gibt's?«, sagte Ron schroff.

»Dein Dad steht in der Zeitung, Weasley!«, sagte Malfoy und wedelte mit einem Tagespropheten.»Hor dir das an!«, verkundete er so laut, da? es alle in der brechend vollen Eingangshalle horen konnten.

Weitere Pannen im Zaubereiministerium

Es scheint, als sei die Pannenserie im Zaubereiministerium noch langst nicht zu Ende. Das Ministerium, erst jungst heftiger Kritik ausgesetzt wegen der mangelhaften Kontrolle der Besucher wahrend der Quidditch-Weltmeisterschaft und immer noch nicht in der Lage, das Verschwinden einer seiner Hexen zu erklaren, wurde gestern in neue Verlegenheit gesturzt durch das merkwurdige Gebaren von Arnold Weasley vom Amt gegen den Mi?brauch von Muggelartefakten.

Malfoy blickte auf.

»Stell dir vor, die haben nicht mal seinen Namen richtig geschrieben, Weasley, als ob er eine komplette Null ware«, krahte er.

Die ganze Eingangshalle horte jetzt zu. Malfoy glattete genu?lich das Blatt und las weiter:

Arnold Weasley, der vor zwei Jahren wegen des Besitzes eines fliegenden Autos angezeigt wurde, war gestern in eine Rangelei mit mehreren Gesetzeshutern der Muggel (»Polizisten«) verwickelt. Der Grund waren einige hochst angriffslustige Mulleimer. Mr Weasley war offenbar einem gewissen»Mad-Eye«Moody zu Hilfe geeilt, einem in die Jahre gekommenen Ex-Auroren, den das Ministerium in den Ruhestand versetzt hatte, als er den Unterschied zwischen einem Handedruck und einem Mordversuch nicht mehr zu erkennen vermochte. Es wird niemanden uberraschen, da? Mr Weasley bei seiner Ankunft in Mr Moodys schwer bewachtem Haus feststellte, da? Mr Moody wieder einmal falschen Alarm geschlagen hatte. Mr Weasley war gezwungen, mehrere Gedachtnisse zu verandern, weigerte sich jedoch, auf die Frage des Tagespropheten zu antworten, warum er das Ministerium in ein so wurdeloses und moglicherweise peinliches Geschehen verwickelt hatte.

»Und hier ist ein Bild, Weasley!«, sagte Malfoy, schlug das Blatt um und hob die Zeitung in die Hohe.»Ein Bild deiner Eltern vor ihrem Haus – wenn man das uberhaupt Haus nennen kann! Deine Mutter konnte auch ein paar Pfunde weniger vertragen!«

Ron schuttelte es vor Zorn. Alle starrten ihn an.

»Verpi? dich, Malfoy«, sagte Harry.»Wir gehen, Ron…«

»Ach ja, du warst doch im Sommer zu Besuch bei denen, oder, Potter?«, hohnte Malfoy.»Also sag mal, ist seine Mutter wirklich so fett oder sieht es auf dem Bild nur so aus?«

»Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy?«, zischte Harry -er und Hermine hatten Ron hinten am Umhang gepackt, damit er sich nicht auf Malfoy sturzte -»Warum macht sie standig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase hatte? Hat sie immer schon so ausgesehen, oder ist es erst, seit es dich gibt?«

Malfoys bleiches Gesicht lief leicht rosa an.»Wag es blo? nicht, meine Mutter zu beleidigen, Potter.«

»Dann halt dein dreckiges Maul«, sagte Harry und wandte sich ab.

PENG!

Einige schrien auf – Harry fuhlte etwas gluhend Hei?es an seinem Gesicht vorbeisirren – blitzschnell langte er in die Tasche nach seinem Zauberstab, doch bevor er ihn auch nur beruhrt hatte, horte er ein zweites lautes PENG und ein Krachen, das die Eingangshalle erschutterte.

»O nein, das machst du nicht, Freundchen!«

Harry wirbelte herum. Professor Moody hinkte die Marmortreppe hinunter. Er hatte den Zauberstab gezuckt und deutete unverwandt auf ein strahlend wei?es Frettchen, das zitternd auf dem steingepflasterten Boden lag, genau dort, wo Malfoy gestanden hatte.

In der Eingangshalle herrschte schreckerfullte Stille. Keiner au?er Moody ruhrte auch nur einen Finger. Moody wandte sich um und sah Harry an – zumindest sein normales Auge sah Harry an; das andere war in seinen Kopf hineingedreht.

»Hat er dich erwischt?«, sagte Moody leise knirschend.

»Nein«, sagte Harry,»ging daneben.«

»La? es liegen!«, bellte Moody.

»Was denn?«, fragte Harry verdutzt.

»Nicht du – er!«, knurrte Moody und warf die Hand kurz uber die Schulter in Richtung Crabbe, der sich zu dem wei?en Frettchen hinuntergebeugt hatte und jetzt erstarrte. Offenbar war Moodys rollendes Auge magisch und konnte auch aus seinem Hinterkopf hinaussehen.

Moody hinkte jetzt auf Crabbe, Goyle und das Frettchen zu, das ein verangstigtes Kreischen horen lie? und in Richtung Kerker davonflitzte.

»Hier geblieben!«, donnerte Moody und richtete den Zauberstab erneut auf das Frettchen – es flog drei Meter hoch in die Luft, klatschte wieder auf den Boden und schnellte dann erneut in die Hohe.

»Ich mag Leute, die angreifen, wenn ihnen der Gegner den Rucken zukehrt, uberhaupt nicht«, knurrte Moody, wahrend er das vor Schmerz kreischende Frettchen immer hoher in die Luft schleuderte.»Widerlich, feige, gemein ist das…«

Das Frettchen flog wehrlos strampelnd und mit dem Schwanz schlackernd durch die Luft.

»Tu – das – nie – wieder -«, sagte Moody, und bei jedem Wort schlug das Frettchen auf den Steinboden und schleuderte wieder empor.

»Professor Moody!«, ertonte eine entsetzte Stimme.

Professor McGonagall kam mit den Armen voller Bucher die Marmortreppe herunter.

»Hallo, Professor McGonagall«, sagte Moody gelassen und lie? das Frettchen noch hoher schleudern.

»Was… was tun Sie da?«, fragte Professor McGonagall und verfolgte mit den Augen das Auf und Ab des Frettchens.

»Unterrichten«, sagte Moody.