Er disapparierte.

»Ich dachte, Mr Bagman sei Chef der Abteilung fur Magische Spiele und Sportarten?«, sagte Ginny mit uberraschter Miene.»Er sollte doch wissen, da? man in der Nahe von Muggeln nicht uber Klatscher reden darf, oder?«

»Das sollte er«, antwortete Mr Weasley lachelnd und fuhrte sie durch das Tor auf den Zeltplatz,»aber Ludo war schon immer ein wenig… nun ja… lax in Sicherheitsfragen. Aber einen Chef fur die Sportabteilung, der mit mehr Begeisterung dabei ist, gibt es einfach nicht. Er selbst hat Quidditch fur England gespielt, mu?t du wissen. Und er war der beste Treiber, den die Wimbourner Wespen je hatten.«

Sie wanderten die langen Zeltreihen entlang uber das nebelverhangene Feld. Die meisten Zelte sahen ganz gewohnlich aus; ihre Besitzer hatten sie offenbar ganz nach Muggelart gestalten wollen, hin und wieder jedoch ein wenig danebengegriffen und sie mit Kaminen, Klingelzugen oder Wetterfahnen ausstaffiert. Allerdings gab es hie und da ein Zelt, das so offensichtlich magisch war, da? Harry sich nicht uber Mr Roberts' Mi?trauen wunderte. Auf halbem Weg die Anhohe hinauf stand ein extravagantes Zelt aus gestreifter Seide, das mit seinen am Eingang angepflockten Pfauen wie ein kleiner Palast wirkte. Ein wenig weiter kamen sie an einem Zelt vorbei, das drei Stockwerke und mehrere Turmchen hatte; und kurz dahinter stand ein Zelt mit angehangtem Vorgarten, komplett mit Vogelbad, Sonnenuhr und Brunnen.

»Immer dasselbe«, sagte Mr Weasley lachelnd,»wir konnen es einfach nicht lassen, ein wenig zu prahlen, wenn wir zusammenkommen. Aha, wir sind da, seht, das ist unser Platz.«

Sie waren oben am Waldrand angelangt und hier fanden sie ihren Platz; auf einem kleinen, in die Erde gesteckten Schild stand»Weezly«geschrieben.

»Was Besseres hatten wir nicht kriegen konnen!«, sagte Mr Weasley glucklich.»Das Spielfeld liegt auf der anderen Seite dieses Waldes, naher geht's nicht.«Er lie? den Rucksack zur Erde gleiten.»Hort mal«, sagte er aufgeregt,»eigentlich ist keine Zauberei erlaubt, wenn wir in so gro?er Zahl auf Muggelland sind. Wir bauen diese Zelte von Hand auf! Sollte nicht allzu schwer sein. Die Muggel tun es standig… Harry, schau dir das mal an, was meinst du, wo wir anfangen sollen?«

Harry hatte noch nie gezeltet; die Dursleys hatten ihn in all den Jahren nicht in den Urlaub mitgenommen und ihn lieber bei Mrs Figg, einer alten Nachbarin, abgeladen. Doch gemeinsam mit Hermine fand er heraus, wo die meisten der Stangen und Heringe hingehorten, und obwohl Mr Weasley eher hinderlich denn hilfreich war, weil er richtig aus dem Hauschen geriet, als er den Holzhammer benutzen durfte, hatten sie schlie?lich ein Paar abgenutzte Zweimannzelte vor sich stehen.

Sie traten einige Schritte zuruck, um ihrer Hande Werk zu bewundern. Keiner, der diese Zelte ansah, wurde auf den Gedanken kommen, sie gehorten Zauberern, uberlegte Harry, doch das Problem war, da? sie mit Bill, Charlie und Percy zu zehnt sein wurden. Auch Hermine schien sich zu wundern; sie warf Harry einen fragenden Blick zu, wahrend Mr Weasley auf allen vieren ins erste Zelt kroch.

»Wird ein bi?chen eng hier«, rief er nach drau?en,»aber ich glaube, wir passen alle rein. Kommt und schaut.«

Harry buckte sich, kroch durch die Zeltluke und ri? den Mund auf. Er befand sich in einer altmodisch moblierten Wohnung mit drei Zimmern, samt Bad und Kuche. Seltsamerweise war die Wohnung genauso eingerichtet wie die von Mrs Figg; die bunt zusammengewurfelten Sessel waren mit Hakeldeckchen drapiert und es roch stark nach Katze.

»Macht nichts, es ist ja nicht fur lange«, sagte Mr Weasley, rieb seine kahle Stelle mit dem Taschentuch und musterte die vier Bettkojen im Schlafzimmer.»Ich hab mir das Zelt von Mrs Perkins aus dem Buro geliehen. Sie zeltet nur noch selten, die Arme, seit sie Hexenschu? hat.«

Er griff nach dem staubigen Kessel und spahte hinein.»Wir brauchen Wasser…«

»Auf der Karte, die uns der Muggel gegeben hat, ist ein Wasserhahn eingezeichnet«, sagte Ron, der Harry ins Innere des Zeltes gefolgt war und von dessen erstaunlicher Geraumigkeit uberhaupt nicht beeindruckt schien.»Auf der anderen Seite des Zeltplatzes.«

»Schon, wie war's also, wenn du, Harry und Hermine uns ein wenig Wasser holt -«, Mr Weasley reichte ihnen den Kessel und ein paar Topfe,»- und wir anderen besorgen im Wald ein bi?chen Feuerholz.«

»Aber wir haben doch einen Ofen«, sagte Ron,»warum konnen wir nicht einfach -«

»Muggelabwehr, Ron!«, sagte Mr Weasley, und sein Gesicht glanzte voller Vorfreude.»Wenn echte Muggel campen, kochen sie an Feuern unter freiem Himmel, das hab ich selbst gesehen!«

Nach einem kurzen Besuch im Madchenzelt, das ein wenig kleiner als das der Jungen war, allerdings nicht nach Katze roch, machten sich Harry, Ron und Hermine mit Kessel und Topfen auf den Weg uber den Zeltplatz.

Die Sonne war aufgegangen und der Nebel lichtete sich, und nun konnten sie die Zeltstadt sehen, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Gemachlich schlenderten sie durch die Zeltreihen und sahen sich neugierig um. Allmahlich dammerte es Harry, wie viele Hexen und Zauberer es auf der ganzen Welt geben mu?te; an die in den anderen Landern hatte er bisher kaum gedacht.

Nach und nach erwachten ihre Mitcamper. Als Erste regten sich die Familien mit kleinen Kindern; Harry hatte noch nie so junge Hexen und Zauberer gesehen. Ein kleiner Junge, nicht alter als zwei, kauerte vor einem pyramidenformigen Zelt, hielt einen Zauberstab in der Hand und stocherte munter nach einer Schnecke im Gras, die langsam auf die Gro?e einer Salami anschwoll. Als sie neben dem Kleinen standen, kam seine Mutter aus dem Zelt gesturmt.

»Wie oft soll ich es dir noch sagen, Kevin? Ruhr – Dad-dys – Zauberstab – nicht – an – uuhhtsch!«

Die Riesenschnecke war geplatzt, nachdem die Mutter auf sie getreten war. In der ruhigen Morgenluft horten sie noch lange ihr Geschimpfe, vermischt mit den Rufen des Kleinen -»Du Schnecke puttmacht, Schnecke puttmacht!«

Ein Stuck weiter sahen sie zwei kleine Hexen, kaum alter als Kevin, auf Spielzeugbesen reiten, die sie gerade hoch genug trugen, um ihre Fu?e uber den taunassen Rasen gleiten zu lassen. Schon hatte ein Ministeriumszauberer die Kinder ins Visier genommen; als er an Harry, Ron und Hermine vorbeihastete, horten sie ihn gereizt murmeln:»Am hellichten Tag! Die Eltern schlafen wohl bis in die Puppen -«

Hie und da erschienen erwachsene Zauberer und Hexen vor ihren Zelten und begannen ihr Fruhstuck zu bereiten. Manche sahen sich verstohlen um und beschworen dann Feuer mit ihren Zauberstaben herauf, andere versuchten es zweifelnden Blickes mit Streichholzern. Drei afrikanische Zauberer sa?en auf der Erde und waren in ein ernstes Gesprach vertieft, alle trugen lange wei?e Umhange und rosteten offenbar einen Hasen uber einem purpurroten Feuer. Eine Gruppe amerikanischer Hexen mittleren Alters sa? glucklich schwatzend unter einem Sternenbanner mit der Aufschrift Hexeninstitut von Salem. Im Vorbeigehen fing Harry Gesprachsfetzen in fremden Sprachen auf, die aus den Zelten drangen, und obwohl er kein einziges Wort verstand, war die Vorfreude am Tonfall zu spuren.

»Ahm – stimmt was nicht mit meinen Augen, oder ist hier alles grun geworden?«, sagte Ron.

Es lag nicht an Rons Augen. Sie waren zwischen ein paar Zelte geraten, die alle dicht mit Feldklee bedeckt waren, so als waren kleine, merkwurdig geformte Hugel aus der Erde gewachsen. Wo die Zeltluken geoffnet waren, konnten sie das eine oder andere grinsende Gesicht im Innern erkennen. Dann rief jemand hinter ihnen ihre Namen.

»Harry! Ron! Hermine!«

Es war Seamus Finnigan aus dem Gryffindor-Haus von Hogwarts, der jetzt mit ihnen in die vierte Klasse kam. Er sa? vor einem kleebedeckten Zelt neben einer rotblonden Frau, offenbar seiner Mutter, und seinem besten Freund Dean Thomas, ebenfalls aus Gryffindor.

»Gefallt euch die Dekoration?«, fragte Seamus grinsend, als Harry, Ron und Hermine naher getreten waren und sie begru?t hatten.»Das Ministerium ist nicht sonderlich begeistert.«