»Elfe!«, sagte Mr Diggory barsch.»Wei?t du, wer ich bin? Ich bin ein Mitglied der Abteilung zur Fuhrung und Aufsicht Magischer Geschopfe!«

Winky, in kurzen Sto?en atmend, begann nun mit dem Oberkorper hin und her zu wippen. Sie erinnerte Harry deutlich an Dobby in seinen Momenten angstlichen Ungehorsams.

»Wie du siehst, Elfe, wurde hier vor kurzem das Dunkle Mal heraufbeschworen«, sagte Mr Diggory.»Und du wurdest wenig spater entdeckt, direkt darunter! Eine Erklarung, wenn ich bitten darf!«

»Ich – ich – ich hab nichts getan, Sir!«, keuchte Winky.»Ich wei? doch nicht, wie, Sir!«

»Du wurdest mit einem Zauberstab in der Hand gefunden!«, blaffte sie Mr Diggory an und fuchtelte mit dem Stab vor ihrem Gesicht herum. Und als das grune Licht, das die Lichtung vom Schadel am Himmel her erfullte, auf den Zauberstab fiel, traf Harry fast der Schlag.

»Hee – das ist meiner!«, sagte er.

Alle auf der Lichtung starrten ihn an.

»Wie bitte?«, sagte Mr Diggory unglaubig.

»Das ist mein Zauberstab!«, sagte Harry.»Ich hab ihn verloren!«

»Du hast ihn verloren?«, wiederholte Mr Diggory zweifelnd.»Ist das ein Gestandnis? Du hast ihn fortgeworfen, nachdem du das Dunkle Mal heraufbeschworen hattest?«

»Amos, bedenk doch, mit wem du sprichst«, sagte Mr Weasley erzurnt.»Glaubst du vielleicht, Harry Potter wurde das Dunkle Mal heraufbeschworen?«

»Hmmh – naturlich nicht«, murmelte Mr Diggory.»Verzeihung… hab mich gehen lassen…«

»Ich hab ihn ohnehin nicht dort druben fallen lassen«, sagte Harry und wies mit dem Daumen hinuber zu den Baumen unter dem Schadel.»Ich hab ihn schon vermi?t, gleich nachdem wir im Wald waren.«

»Nun gut«, sagte Mr Diggory und wandte sich mit kalten Augen erneut an Winky, die zu seinen Fu?en kauerte.»Du hast also diesen Zauberstab gefunden, Elfe? Und du hast ihn aufgehoben und dachtest, du konntest ein paar Spa?e damit treiben, nicht wahr?«

»Ich hab keinen Zauber damit gemacht, Sir!«, piepste Winky, und Tranen kullerten jetzt an ihrer eingedellten Kugelnase herunter.»Ich hab… ich hab… ich hab ihn nur aufgehoben, Sir! Ich hab nicht das Dunkle Mal gemacht, Sir, ich wei? nicht, wie!«

»Sie war es nicht!«, sagte Hermine. Vor all diesen Ministeriumszauberern zu sprechen schien sie nervos zu machen, doch sie lie? sich nicht beirren.»Winky hat eine leise Piepsstimme und die Stimme, die wir bei der Beschworung gehort haben, war viel tiefer!«Sie wandte sich Hilfe suchend an Harry und Ron.»Sie klang nicht wie Winky, oder?«

»Nein«, sagte Harry und schuttelte den Kopf.»Die Stimme klang bestimmt nicht nach der Elfe.«

»Ja, es war eine menschliche Stimme«, sagte Ron.»Nun, wir werden ja gleich sehen«, knurrte Mr Diggory mit unbeeindruckter Miene.»Es gibt eine einfache Moglichkeit, den letzten Zauber eines Zauberstabs festzustellen, wu?test du das, Elfe?«

Winky zitterte und schuttelte verzweifelt und ohrenschlackernd den Kopf. Mr Diggory hob erneut seinen Zauberstab und beruhrte mit ihm die Spitze von Harrys Zauberstab.

»Prior Incantado!«, rief er mit donnernder Stimme. Harry horte Hermine vor Entsetzen aufkeuchen, als ein gewaltiger Schadel mit Schlangenzunge genau dort hervorbrach, wo sich die Spitzen der beiden Stabe beruhrten, doch diesmal war es nur ein Schatten des grunen Schadels hoch uber ihnen, der aussah, als bestunde er aus dichtem grunem Rauch: der Geist eines Zaubers.

»Deletrius!«, rief Mr Diggory, und der Schadel aus Rauch verpuffte zu einem Wolkchen.

»So«, sagte Mr Diggory, als hatte er einen grausamen Sieg errungen, und sah hinab auf Winky, die immer noch am ganzen Leib bebte.

»Ich hab's nicht getan!«, piepste sie und rollte entsetzt mit den Augen.»Ich wei? nicht, ich wei? nicht, ich wei? nicht, wie! Ich bin doch eine gute Elfe, ich mache nichts mit dem Zauberstab, ich wei? nicht, wie!«

»Du bist auf frischer Tat ertappt worden, Elfe!«, polterte Mr Diggory.»Ertappt mit dem Tatwerkzeug, dem Zauberstab, in der Hand!«

»Amos«, sagte Mr Weasley laut,»uberleg doch mal… herzlich wenig Zauberer wissen, wie man diesen Zauber ausubt… wo sollte sie das gelernt haben?«

»Womoglich will Amos behaupten«, sagte Mr Crouch mit kalter Wut in jeder Silbe,»da? ich meinen Dienstboten regelma?ig beibringe, das Dunkle Mal zu beschworen?«

Ein zutiefst peinliches Schweigen trat ein.

Amos Diggory schien entsetzt.»Mr Crouch… nein… nein, keineswegs…«

»Und Sie hatten um ein Haar ausgerechnet die zwei Personen auf dieser Lichtung beschuldigt, die gewi? am wenigsten mit dem Dunklen Mal zu tun haben wollen!«, bellte Mr Crouch.»Harry Potter – und mich! Ich nehme an, Sie kennen die Geschichte des Jungen, Amos?«

»Naturlich – jeder kennt sie -«, murmelte Mr Diggory und schien sich in seiner Haut hochst unwohl zu fuhlen.

»Und ich denke, Sie wissen bestimmt auch noch, wie oft ich in meiner langen Laufbahn bewiesen habe, da? ich die dunklen Kunste und jene, die sie ausuben, hasse und verachte?«, rief Mr Crouch, und erneut quollen ihm die Augen aus den Hohlen.

»Mr Crouch – ich – ich habe nie auch nur eine Andeutung gemacht, da? Sie irgend etwas damit zu tun hatten!«, murmelte Amos Diggory unter seinem braunen Stoppelbart errotend.

»Wenn Sie meine Elfe beschuldigen, dann beschuldigen Sie mich, Diggory!«, rief Mr Crouch.»Wo sonst soll sie gelernt haben, das Mal zu beschworen?«

»Sie – sie konnte es uberall mitgekriegt haben -«

»Genau, Amos«, sagte Mr Weasley.»Sie hatte es uberall mitkriegen konnen… Winky?«, sagte er freundlich und wandte sich der Elfe zu, doch sie zuckte zusammen, als ob auch er sie angeschrien hatte.»Wo genau hast du Harrys Zauberstab gefunden?«

Winky zwirbelte so hartnackig an der Spitze ihres Geschirrtuchs, da? es zwischen ihren Fingern ausfranste.

»Ich – ich hab ihn gefunden – gefunden dort, Sir…«, flusterte sie,»dort… unter den Baumen, Sir…«

»Siehst du, Amos«, sagte Mr Weasley.»Wer immer das Mal heraufbeschworen hat, konnte sofort danach verschwunden sein und Harrys Zauberstab zuruckgelassen haben. Ein gerissener Schachzug, nicht den eigenen Zauberstab zu nehmen, der ihn hatte verraten konnen. Und Winky hier hatte das Pech, nur Augenblicke spater auf den Zauberstab zu sto?en und ihn aufzuheben.«

»Aber dann ware sie nur ein paar Meter vom wirklichen Schurken entfernt gewesen!«, sagte Mr Diggory ungeduldig.»Elfe? Hast du jemanden gesehen?«

Winky schuttelte es am ganzen Leib. Ihre Riesenaugen flackerten von Mr Diggory zu Ludo Bagman und weiter zu Mr Crouch.

Dann wurgte sie hervor:»Ich hab niemanden gesehen, Sir… niemanden nicht…«

»Amos«, sagte Mr Crouch schroff.»Naturlich wurden Sie Winky normalerweise zum Verhor ins Buro mitnehmen. Ich bitte Sie jedoch, mir zu gestatten, selbst mit ihr abzurechnen.«

Mr Diggory schien von diesem Vorschlag nicht besonders angetan, doch Harry war klar, da? Mr Crouch ein so hohes Tier im Ministerium war, da? er nicht wagte, den Vorschlag abzulehnen.

»Sie konnen sicher sein, da? sie bestraft wird«, fugte Mr Crouch kuhl hinzu.

»M-M-Meister…«, stammelte Winky und sah mit tranenverquollenen Augen zu Mr Crouch auf.»M-M-Meister, b-b-bitte…«

Mr Crouch starrte sie an, seine Zuge schienen noch scharfer, jede Falte auf seinem Gesicht tiefer geworden zu sein. In seinem Blick lag kein Erbarmen.

»Winky hat sich heute Nacht auf eine Weise benommen, die ich nicht fur moglich gehalten hatte«, sagte er langsam.»Ich habe sie angewiesen, im Zelt zu bleiben. Ich habe sie angewiesen, dort zu bleiben, wahrend ich unterwegs war, um dem Aufruhr Einhalt zu gebieten. Und ich stelle fest, da? sie mir nicht gehorcht hat. Das bedeutet Kleidung.«

»Nein!«, kreischte Winky und warf sich zu Mr Crouchs Fu?en auf die Erde.»Nein, Meister! Nicht Kleidung, nicht Kleidung!«

Harry wu?te, da? die einzige Moglichkeit, einen Hauselfen in die Freiheit zu entlassen, darin bestand, ihm richtige Kleider zu schenken. Es war ein Jammer mit anzusehen, wie Winky, das Geschirrtuch fest umklammernd, Tranen uber Mr Crouchs Schuhe vergo?.