»Wird allmahlich Zeit!«, sagte Hagrid, als er die Tur aufri? und sah, wer gekommen war.»Dachte, ihr Rasselbande hattet vergessen, wo ich wohne!«

»Wir hatten irre viel zu tun, Hag-«, begann Hermine, doch als sie Hagrid sah, verschlug es ihr die Sprache.

Hagrid trug seinen allerbesten (und ganz furchterlichen)Braunhaar-Anzug und eine gelb-orange karierte Krawatte. Doch das war noch nicht das Schlimmste; er hatte offenbar versucht, seine Haarpracht zu zahmen, und zwar, wie es schien, mit einer gewaltigen Menge Schmierfett. Es fiel nun in zwei glitschigen Bundeln herunter – vielleicht hatte er es mit einem Pferdeschwanz versucht wie Bill einen hatte, doch festgestellt, da? er zu viel Haare besa?. Dieser neue Aufzug stand Hagrid gar nicht gut. Einen Moment lang betrachtete ihn Hermine mit gro?en Augen, dann kam sie offenbar zu dem Schlu?, lieber nichts sagen zu wollen, und fragte nur:»Ahm – wo sind die Kroter?«

»Drau?en beim Kurbisbeet«, sagte Hagrid vergnugt.»Die nehm'n allmahlich richtig zu, mussen inzwischen mindestens 'n Meter lang sein. Das Problem ist nur, sie haben angefangen sich gegenseitig umzubringen.«

»Ach was, wirklich?«, sagte Hermine und warf Ron einen strengen Blick zu, der die ganze Zeit auf Hagrids neue Frisur geglotzt hatte und gerade den Mund aufmachte, um eine Bemerkung loszuwerden.

»Jaah«, sagte Hagrid traurig.»Ist schon wieder gut jetzt, ich hab sie in verschiedene Kisten gesperrt. Hab noch ungefahr zwanzig.«

»Na, was fur ein Gluck«, sagte Ron. Hagrid entging der spottische Unterton.

Seine Hutte bestand aus einem einzigen Raum, in dessen einer Ecke ein gigantisches Bett mit einer Flickendecke stand. Ein ahnlich gewaltiger Tisch und Stuhle standen vor dem Feuer, unter der Wolke aus geraucherten Schinken und toten Vogeln, die von der Decke hingen. Sie setzten sich an den Tisch, wahrend Hagrid Tee kochte, und bald waren sie von neuem in ein Gesprach uber das Trimagische Turnier vertieft. Hagrid schien nicht weniger begeistert zu sein als sie.

»Wartet's ab«, sagte er grinsend.»Wartet nur ab. Ich zeig euch gleich was, das habt ihr noch nie gesehn. Erste Aufgabe… aah, aber ich darf's ja nicht sagen.«

»Nur weiter, Hagrid!«, drangten ihn Harry, Ron und Hermine, doch er schuttelte nur den Kopf und grinste.

»Will euch ja nich die Spannung vermiesen«, sagte er.»Aber 's wird 'n Hollenspa?, sag ich euch. Diese Schampions werden's ganz schon schwer haben. Hatt nie gedacht, da? ich je ein Trimagisches Turnier sehen wurd!«

Sie blieben schlie?lich zum Essen, auch wenn sie nicht gerade herzhaft zulangten – Hagrid tischte seinen eigenen Worten zufolge Rinderbraten auf, doch nachdem Hermine eine gro?e Kralle aus ihrem Stuck gezogen hatte, verging den dreien ein wenig der Appetit. Sie machten sich stattdessen einen Spa? daraus, Hagrid die Aufgaben des Trimagischen Turniers zu entlocken, und uberlegten wild hin und her, welche Bewerber es wohl zum Champion schaffen wurden und ob Fred und George inzwischen schon bartlos waren.

Gegen Nachmittag setzte leichter Regen ein; behaglich sa?en sie am Feuer, lauschten dem sanften Getrommel am Fenster und sahen Hagrid zu, wie er seine Socken stopfte und mit Hermine uber die Hauselfen stritt – sie hatte ihm namlich die Anstecker gezeigt, doch er weigerte sich strikt, bei B.ELFE.R mitzumachen.

»Da tat man ihnen keinen Gefallen mit, Hermine«, sagte er mit ernster Miene und fadelte einen dicken gelben Garnfaden in eine massige Knochennadel ein.»'s liegt in ihrer Natur, sich um Menschen zu kummern, das mogen sie, verstehst du? Du wurdest sie unglucklich machen, wenn du ihnen die Arbeit nimmst, und wenn du sie bezahlst, sind sie beleidigt.«

»Aber Harry hat Dobby befreit und der war uberglucklich!«, sagte Hermine,»au?erdem haben wir gehort, da? er jetzt fur seine Arbeit Lohn verlangt!«

»Ja nu, Spinner gibt's uberall. Ich sag ja nich, da? es nich den einen oder andern Elf gibt, der sich befreien la?t, aber die meisten kriegst du nicht dazu – no, da ist nichts zu machen, Hermine.«

Hermine war ziemlich sauer und steckte ihr Kastchen zuruck in die Umhangtasche.

Gegen halb funf wurde es dunkel, und Harry, Ron und Hermine fanden es an der Zeit, zum Halloween-Fest hoch ins Schlo? zu gehen – zumal da heute Abend verkundet wurde, wer die Schul-Champions sein sollten.

»Ich komm mit«, sagte Hagrid und legte sein Nahzeug weg.»'ne Sekunde noch.«

Hagrid stand auf, ging hinuber zur Kommode neben seinem Bett und begann nach etwas zu suchen. Sie achteten nicht sonderlich auf ihn, bis ein wahrhaft furchterlicher Geruch in ihre Nasen drang.

»Hagrid, was ist das denn?«, hustelte Ron.

»Hmh?«, sagte Hagrid und wandte sich mit einer gro?en Flasche in der Hand um.»Mogt ihr's nicht?«

»Ist das Rasierwasser?«, sagte Hermine mit halb erstickter Stimme.

»Ahm – Kolnischwasser«, murmelte Hagrid. Er lief rot an.»Vielleicht 'n bi?chen viel«, sagte er unsicher.»Ich mach's wieder ab, wartet kurz…«

Er stapfte aus der Hutte und sie sahen, wie er sich am Wassertrog vor dem Fenster ungestum wusch.

»Kolnischwasser?«, sagte Hermine verdutzt.»Hagrid?«

»Und was ist mit dem Haar und dem Anzug?«, setzte Harry viel sagend hinzu.

»Seht mal!«, sagte Ron plotzlich und deutete aus dem Fenster.

Hagrid hatte sich aufgerichtet und wandte sich um. Wenn er vorher rot geworden war, dann war dies nichts im Vergleich zu dem, was ihm jetzt passierte. Harry, Ron und Hermine waren so leise wie moglich aufgestanden, damit Hagrid sie nicht bemerkte, und sahen jetzt, durchs Fenster spahend, Madame Maxime und ihre Schuler aus der Kutsche steigen, offenbar ebenfalls auf dem Weg zum Fest. Sie konnten nicht horen, was Hagrid zu Madame Maxime sagte, doch sein Blick hatte sich verschleiert und sein Gesicht hatte einen Ausdruck der Verzuckung angenommen, wie Harry ihn bei Hagrid nur einmal beobachtet hatte – als er den Babydrachen Norbert betrachtet hatte.

»Er geht mit ihr zusammen hoch zum Schlo?!«, sagte Hermine entrustet.»Ich dachte, wir sollten auf ihn warten!«

Hagrid warf nicht einmal einen kurzen Blick zuruck zur Hutte, sondern stapfte an Madame Maximes Seite die Anhohe zum Schlo? hoch, in ihrem Gefolge die Schuler von Beauxbatons, die im Laufschritt gingen, um mithalten zu konnen.

»Er steht auf sie!«, sagte Ron unglaubig.»Na ja, wenn sie dann noch Kinder kriegen, stellen sie einen Weltrekord auf – ich wette, ein Baby von denen wurde uber 'ne Tonne wiegen.«

Sie verlie?en die Hutte und schlossen die Tur. Drau?en war es schon uberraschend dunkel. Sie wickelten sich fest in ihre Umhange und machten sich auf den Weg hoch zum Schlo?.

»Uuh, schaut mal, da sind die anderen!«, flusterte Hermine.

Die Durmstrangs kamen vom See her zum Schlo? hoch. Viktor Krum ging an der Seite Karkaroffs, die anderen trotteten hinter ihnen her. Ron verfolgte Krum mit aufgeregten Blicken, doch Krum erreichte das Portal ein wenig vor Harry, Ron und Hermine und betrat, ohne sich noch einmal umzuschauen, das Schlo?.

In der kerzenerleuchteten Gro?en Halle gab es schon fast keine freien Stuhle mehr. Der Feuerkelch hatte einen anderen Platz bekommen; er stand jetzt vor Dumbledores leerem Stuhl am Lehrertisch. Fred und George – von ihren Barten befreit – schienen ihre Enttauschung ziemlich gut verkraftet zu haben.

»Ich hoffe, es wird Angelina«, sagte Fred, als Harry, Ron und Hermine sich setzten.

»Ich auch!«, sagte Hermine.»Na, wir werden es ja gleich erfahren!«

Das Halloween-Festessen schien viel langer zu dauern als ublich. Vielleicht weil es sein zweites Festmahl in zwei Tagen war, konnte Harry sich nicht mehr so heftig fur die raffiniert zubereiteten Speisen begeistern. Wie alle anderen in der Halle – jedenfalls angesichts der ungeduldigen Mienen, des allgemeinen Gezappels, der sich standig reckenden Halse und neugierigen Blicke, ob Dumbledore endlich aufgegessen hatte -, wie alle anderen wollte Harry nur, da? sich die Teller leerten, und dann endlich horen, wer Champion geworden war.