Rubeus Hagrid, der zugibt, da? er in seinem dritten Schuljahr von Hogwarts geflogen ist, hat seither die Stelle eines Wildhuters an der Schule inne, eine Arbeit, die ihm Dumbledore besorgt hat. Letztes Jahr allerdings hat Hagrid seinen unheilvollen Einfluss auf Dumbledore dazu eingesetzt, sich zusatzlich die Stelle eines Lehrers fur die Pflege magischer Geschopfe unter den Nagel zu rei?en, ohne Rucksicht auf viele besser ausgebildete Kandidaten.

Hagrid, ein beangstigend gro?er und wild aussehender Mann, nutzt seitdem seine neu gewonnene Autoritat, um die ihm anvertrauten Schuler mit einer Reihe grauenhafter Kreaturen in Angst und Schrecken zu versetzen. Wahrend Dumbledore beide Augen zudruckte, hat Hagrid in einigen seiner Unterrichtsstunden, die viele als»sehr beangstigend«beschreiben, dafur gesorgt, da? mehrere Schuler schwer verletzt wurden.

»Ich wurde von einem Hippogreif angegriffen und mein Freund Vincent Crabbe ist von einem Flubberwurm ganz schlimm gebissen worden«, berichtet der Viertkla?ler Draco Malfoy.»Wir alle hassen Hagrid, aber wir haben zu viel Angst, um etwas zu sagen.«

Hagrid hat freilich nicht die Absicht, seine Einschuchterungskampagne zu beenden. Im Gesprach mit einer Reporterin des Tagespropheten gab er letzten Monat zu, da? er Geschopfe gezuchtet habe, die er»Knallrumpfige Kroter«nennt, eine hochst gefahrliche Kreuzung zwischen Heuschrecke und Feuerkrabbe. Die Zuchtung neuer Kreuzungen magischer Geschopfe steht naturlich unter der strengen Kontrolle der Abteilung zur Fuhrung und Aufsicht magischer Geschopfe. Hagrid jedoch scheint sich uber solch kleinliche Beschrankungen erhaben zu fuhlen.

»Es hat mir einfach Spa? gemacht«, sagte er, um dann hastig das Thema zu wechseln.

Als ob dies nicht genug ware, hat der Tagesprophet inzwischen Beweise dafur gefunden, da? Hagrid kein – wie er immer vorgab – reinblutiger Zauberer ist. Er ist in Wahrheit nicht einmal ganz Mensch. Seine Mutter, so konnen wir jetzt exklusiv berichten, ist keine andere als die Riesin Fridwulfa, deren Aufenthalt gegenwartig unbekannt ist.

Blutrunstig und gewalttatig wie sie sind, brachten sich die Riesen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts durch Kriege untereinander selbst an den Rand des Aussterbens. Die wenigen, die ubrig geblieben waren, schlossen sich den Reihen von Du-wei?t-schon-wem an und verubten wahrend seiner Schreckensherrschaft einige der bestialischsten Massenmorde an Muggeln. Zwar wurden viele Riesen, die Du-wei?t-schon-wem dienten, von Auroren im Kampf gegen die dunklen Krafte getotet, doch Fridwulfa entkam. Es ist moglich, da? sie Zuflucht in einem der Riesen-Dorfer gefunden hat, die es in Bergregionen anderer Lander noch immer gibt. Nach seinem Gebaren als Lehrer fur die Pflege magischer Geschopfe zu schlie?en hat Fridwulfas Sohn jedoch offensichtlich ihr gewalttatiges Wesen geerbt.

Eine makabre Seite dieser Geschichte ist nun, da? Hagrid, wie zu horen ist, eine enge Freundschaft zu dem Jungen aufgebaut hat, der den Sturz des Unnennbaren herbeifuhrte – und damit Hagrids Mutter und die ubrig gebliebenen Anhanger des Unnennbaren in den Untergrund getrieben hat. Vielleicht kennt Harry Potter die unangenehme Wahrheit uber seinen gro?en Freund gar nicht – doch Albus Dumbledore hat gewi? die Pflicht, dafur zu sorgen, da? Harry Potter und seine Mitschuler vor den Gefahren, die ihnen beim Umgang mit Halbriesen drohen, gewarnt werden.

Rita Kimmkorn

Als Harry zu Ende gelesen hatte, blickte er zu Ron auf, dessen Mund offen stand.

»Wie hat sie das rausgefunden?«, wisperte er.

Das war es allerdings nicht, was Harry umtrieb.

»Was soll das hei?en, ›Wir alle hassen Hagrid‹?«, blaffte er Malfoy an.»Was soll der Mist, von wegen der hier«- und er deutete auf Crabbe -»hatte einen ublen Bi? von einem Flubberwurm abbekommen? Die haben doch nicht mal Zahne!«

Crabbe kicherte, offenbar hochst zufrieden mit sich.

»Tja, ich vermute mal, das wird die Lehrerlaufbahn dieses Idioten beenden«, sagte Malfoy mit fiebrigen Augen.»Halbriese… und ich hab doch tatsachlich geglaubt, er hatte als Kind 'ne ganze Flasche Skele-Wachs ausgetrunken… die Mamis und Papis werden das uberhaupt nicht gerne horen… Sie werden Angst bekommen, da? er ihre Kleinen fri?t, har, har…«

»Du -«

»Hort ihr da druben eigentlich zu?«

Professor Raue-Pritsches Stimme wehte zu den Jungen heruber. Die Madchen standen eng um das Einhorn gedrangt und streichelten es. Harry war so zornig, da? die Seite aus dem Tagespropheten in seiner Hand zitterte, als er sich umdrehte und mit leerem Blick hinuber zu dem Einhorn starrte, dessen magische Eigenschaften Professor Raue-Pritsche jetzt mit lauter Stimme aufzahlte, damit auch die Jungen etwas mitbekamen.

»Ich kann nur hoffen, da? diese Frau bleibt!«, sagte Parvati Patil nach dem Ende der Stunde, als sie zum Mittagessen ins Schlo? zuruckgingen.»Genau so hab ich mir Pflege magischer Geschopfe immer vorgestellt… richtige Tiere wie dieses Einhorn, keine Monster…«

»Und was ist mit Hagrid?«, sagte Harry wutend, als sie die Treppe hochgingen.

»Was soll mit ihm sein?«, sagte Parvati mit harter Stimme.»Er kann doch immer noch den Wildhuter machen, oder?«

Seit dem Ball war Parvati gegenuber Harry ziemlich kuhl. Ihm war klar, da? er ihr vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit hatte schenken sollen, doch sie schien sich trotz allem gut amusiert zu haben. Jedenfalls erzahlte sie allen, die es horen wollten, da? sie sich fur den nachsten Wochenendausflug nach Hogsmeade mit dem Jungen von Beauxbatons verabredet hatte.

»Das war nun wirklich mal eine gute Unterrichtsstunde«, sagte Hermine, als sie die Gro?e Halle betraten.»Ich hatte nicht mal die Halfte von dem gewu?t, was uns Professor Raue-Pritsche uber Ein-«

»Schau dir das an!«, knurrte Harry und hielt ihr den Artikel des Tagespropheten unter die Nase.

Hermine ging beim Lesen langsam der Mund auf. Sie reagierte genau wie Ron.»Wie hat diese furchterliche Kimmkorn das rausbekommen? Du glaubst doch nicht, Hagrid selbst hat es ihr erzahlt?«

»Nein«, sagte Harry, ging voraus zum Gryffindor-Tisch und lie? sich zornig auf einen Stuhl fallen.»Er hat es doch nicht mal uns erzahlt, oder? Ich schatze, sie war sauer, weil er ihr keine Horrorgeschichten uber mich erzahlt hat, und hat dann rumgeschnuffelt, um es ihm heimzuzahlen.«

»Vielleicht hat sie gehort, wie er es am Ballabend Madame Maxime erzahlt hat«, sagte Hermine leise.

»Dann hatten wir sie drau?en im Garten sehen mussen!«, sagte Ron.»Au?erdem darf sie sich in der Schule ja gar nicht mehr blicken lassen, Hagrid meinte, Dumbledore hatte ihr Hausverbot erteilt…«

»Vielleicht hat sie einen Tarnurnhang«, sagte Harry und schopfte sich so wutend Huhnerfrikassee auf den Teller, da? er es nach allen Seiten verspritzte.

»Das sieht ihr ahnlich, sich in Buschen zu verstecken und Leute zu belauschen.«

»Wie du und Ron, willst du sagen«, entgegnete Hermine.

»Wir wollten ihn ja gar nicht belauschen!«, sagte Ron entrustet.»Wir hatten keine andere Wahl! Der Trottel plaudert uber seine Riesenmutter, wo ihn doch jeder hatte horen konnen!«

»Wir mussen zu ihm und sehen, wie es ihm geht«, sagte Harry.»Heute Abend, nach Wahrsagen. Ihm sagen, da? wir ihn wiederhaben wollen… Du willst ihn doch auch wieder?«, fragte er mit wutendem Blick zu Hermine gewandt.

»Ich – nun ja, ich will nicht so tun, als war es keine schone Abwechslung gewesen, mal eine richtige Stunde Pflege magischer Geschopfe -«Unter Harrys wutendem Blick gab sie jedoch klein bei und setzte rasch hinzu:»- aber naturlich will ich Hagrid wiederhaben!«

Und so gingen die drei nach dem Abendessen noch einmal aus dem Schlo? und uber den gefrorenen Abhang hinunter zu Hagrids Hutte. Sie klopften und Fang antwortete mit freudigem Gebelle.

»Hagrid, wir sind's!«, rief Harry und trommelte gegen die Tur.

Er gab keine Antwort. Sie horten Fang an der Tur kratzen und winseln, doch er machte nicht auf. Zehn Minuten lang hammerten sie gegen die Tur; Ron ging sogar um die Ecke und klopfte an ein Fenster, aber nichts ruhrte sich.