4

Denn diese Nacht, im Schlafe,
Sprachst viel von schönen Fraun;
Ich hört's und dachte bei mir:
Es war' ihm zu helfen, traun!»

5

Dem Heiligen graut es ein wenig,
Jedoch er wanket nicht,
Er legt drei Finger zusammen,
Bekreuzet den kleinen Wicht.

6

Der purzelt sofort in den Becken
Und ruft mit jammerndem Ton:
«Zu Hülfe mir! Ich ertrinke!
Zu Hülfe, oh Mönch Anton!»

7

Der Heil'gt — pricht aber:
«Herre! Bist wohl ein Kuppler gar?
Wart, daß ich dir versperre
Den Ausgang auf immerdar!»

8

Er spricht's und bekreuzet und segnet
Den Becken die Läng' und die Que:
Der kleine Gott sei bei-uns
Drin keuchet und pustet sehr,

9

Und winselt: «Ich tu' es nie wieder!
Nur diesmal gib mir Pardon!
Will dir in allem gehorchen,
Du heiliger Mönch Anton!

10

Bis heute war ich katholisch,
Doch geh' ich, bei meiner Treu!
Zur griechischen 'Kirche über
So du mich lassest frei!»

ll

Da lacht der Heil'ge: «Wir wissen,
Der Teufel bekehrt sich gar bald,
Doch wollen wir deinem Gewissen
Antuen keine Gewalt!

12

Du magst katholisch bleiben,
Sollst aber sofort indeß
Auf deinem Rücken mich tragen
Nach Kiew, zur frühen Mess'!

13

Da will ich beten und hören
Die heiligen Litanein,
Um Mittag aber schon wieder
Zurücke nach Hause sein!

14

Nun sattle dich selbst und zäume,
Und mach dich zum stattlichen Tier,
Daß ich den Dienst nicht versäume
Zu Mittag im Kloster hier!»

15

Da wird aus dem kleinen Teufel
Auf einmal ein schwarzer Bock,
Der Heil'ge darauf sich setzet,
Schürzt auf seinen langen Rock,

16

Und fort nun fliegen beide;
Dem heiligen Mönch Anton
Vergehet beinahe der Atem,
So eilig geht es davon.

17

Sie fahren im Flug über Wälder,
Und Wiesen, und Feld, und Morast,
Und Bäche, und Flüsse, und Seen,
Und Dörfer, und Städte in Hast.

18

Wie eine Windsbraut gehet
Der Ritt auf luftiger Bahn,
Des Heiligen Mantel wehet
Wie eine schwarze Fahn'!

19

Und wie über Kursk sie fliegen,
Fürst Wsewolod jagt derweil,
Und sieht den Bock in den Lüften,
Und schießt nach ihm einen Pfeil.

20

Der Pfeil fährt dem Bock durch die Lenden.
Der blocket, schlägt aus, und gellt,
Der Mönch mit beiden Händen
Sich fest an den Hörnern hält.

21

Bald sehen sie Kiew vom Weiten,
Den schönen Sophia-Dom;
Die heiligen Glocken läuten,
Es glänzet der Dnieperstrom;

22

Da sind sie in kurzer Weile
Am Eingang der Kirche schon;
Es steiget vom Bocke herunter
Der heilige Mönch Anton.

23

«Ich geh' nun zur frühen Messen
lit allen den Pilgern fromm,
Du kannst hier grasen indessen,
Bis ich zurücke komm!»

24

Und wie er die Messe gehöret,
Tritt er aus der Kirchentür,
Es springt ihm freudig entgegen
Das arme höllische Tier.

25

Es hatt' ihm geschienen so lange
Das Warten in Not und Pein,
Es war ihm so weh und so bange,
Zu hören die Litanein;

26

Und konnte auch gar nicht grasen,
Und still nicht stehen, traun!
Es brannt' ihm der heilige Rasen
Wie Glut die trippelnden Klau'n,

27

Nun schwinget sich ihm auf den
Rücken Aufs neue der heilige Mann,
Und beide entschwinden den
Blicken Im sausenden Orkan.

28

Und wiederum über die Wälder,
Und Stadt', und Wies', und Morast,
Wie eine Windsbraut sie fliegen
Gen Novgorod in Hast.

29

Sie hören die Adler kreischen,
Sie hören heulen die Wolf;
Und wie ans Kloster sie kommen,
Da schlägt es eben zwölf.

30

Aufs neue herunter steiget
Vom Bocke der heilige Anton,
Der Bock aber sagt: «Nun, Heiliger!
Was willst du mir geben zum Lohn?

31

Ich hatte bei der Promnade
Mit dir meine liebe Not!»
Und rollet dabei zwei Augen,
Wie glühende Kohlen rot.