»Dumbledore!«, rief Rita Kimmkorn, allem Anschein nach hochst erfreut – doch Harry bemerkte, da? Feder und Pergament auf einmal von der Kiste mit dem Magischen Allzweckreiniger verschwunden waren und Ritas Klauenfinger den Verschlu? ihrer Krokodilledertasche hastig zuklicken lie?en.»Wie geht es Ihnen?«, sagte sie, stand auf und streckte Dumbledore eine ihrer gro?en, mannlichen Hande entgegen.»Ich hoffe, Sie haben im Sommer meinen Artikel uber die Konferenz der Internationalen Zauberervereinigung gelesen?«

»Bezaubernd gehassig«, sagte Dumbledore mit funkelnden Augen.»Besonders gefallen hat mir Ihre Beschreibung meiner Person als eines in die Jahre gekommenen, altmodischen Narren.«

Rita Kimmkorn schien es nicht im Entferntesten peinlich zu sein.»Ich wollte eigentlich nur sagen, da? manche Ihrer Vorstellungen ein wenig veraltet sind, Dumbledore, und da? viele Zauberer, die man so auf der Stra?e trifft -«

»Mit Vergnugen wurde ich mir die Grunde fur diese Gemeinheit anhoren, Rita«, sagte Dumbledore lachelnd und verbeugte sich hoflich,»aber ich furchte, wir mussen diese Dinge auf spater verschieben. Die Eichung beginnt gleich, und wir konnen nicht anfangen, solange einer der Champions in einem Besenschrank versteckt ist.«

Erleichtert, endlich von Rita Kimmkorn loszukommen, ging Harry eilig zuruck in das Klassenzimmer. Die anderen Champions hatten inzwischen auf Stuhlen in der Nahe der Tur Platz genommen und er setzte sich rasch neben Cedric. Druben an den samtbedeckten Tischen sa?en jetzt vier der funf Richter – Professor Karkaroff, Madame Maxime, Mr Crouch und Ludo Bagman. Rita Kimmkorn lie? sich in einer Ecke nieder; Harry sah, wie sie das Pergament hastig wieder aus der Tasche holte, es auf ihren Knien ausbreitete, an der Spitze der Flotte-Schreibe-Feder nuckelte und sie dann auf das Pergament stellte.

»Darf ich Ihnen Mr Ollivander vorstellen?«, wandte sich Dumbledore an die Champions, als er seinen Platz am Schiedsrichtertisch einnahm.»Er wird Ihre Zauberstabe prufen, um sicherzustellen, da? sie vor dem Turnier in gutem Zustand sind.«

Harry wandte den Blick und zuckte uberrascht zusammen, als er einen alten Zauberer mit gro?en, blassen Augen schweigend am Fenster stehen sah. Er hatte Mr Ollivander schon einmal getroffen – er war der Zauberstabmacher aus der Winkelgasse, bei dem Harry vor uber drei Jahren seinen Zauberstab gekauft hatte.

»Mademoiselle Delacour, durfen wir Sie als Erste nach vorn bitten?«, sagte Mr Ollivander und schritt auf den freien Platz in der Mitte des Zimmers zu.

Fleur Delacour schwebte hinuber zu Mr Ollivander und reichte ihm ihren Zauberstab.

»Hmmm…«, sagte er.

Er wirbelte den Zauberstab durch die Finger wie einen Taktstock und ein paar rosa und goldene Funken spruhten aus seiner Spitze hervor. Dann hob er ihn dicht an die Augen und untersuchte ihn sorgfaltig.

»Ja«, sagte er leise,»neuneinhalb Zoll… unbiegsam… Rosenholz… und er enthalt… meine Gute…«

»Ein 'aar vom Kopf einer Veela«, sagte Fleur.»Eine meiner Gro?mutter.«

Also war Fleur doch eine Art Veela, dachte Harry und nahm sich fest vor, es gleich nachher Ron zu erzahlen… dann fiel ihm ein, da? Ron ja nicht mehr mit ihm sprach.

»Ja«, sagte Mr Ollivander,»ja, ich personlich habe naturlich nie Veela-Haare verwendet. Ich finde, das ergibt doch recht eigenwillige Zauberstabe… nun, fur jeden gibt's den richtigen, und wenn er zu Ihnen pa?t…«

Mr Ollivander fuhr mit dem Finger uber den Zauberstab, offenbar auf der Suche nach Kratzern oder Hockern; dann murmelte er»Orchideus!«und ein Strau? Blumen brach aus der Stabspitze hervor.

»Sehr schon, sehr schon, zum Arbeiten vollig geeignet«, sagte Mr Ollivander, bundelte die Blumen zu einem Strau? und uberreichte ihn Fleur zusammen mit ihrem Zauberstab.»Mr Diggory, Sie sind dran.«

Fleur schwebte zu ihrem Platz zuruck, nicht ohne Cedric im Vorbeigehen ein Lacheln zu schenken.

»Ah, das ist einer von mir, nicht wahr?«, sagte Mr Ollivander mit deutlich gro?erer Begeisterung, als ihm Cedric den Zauberstab reichte.»Ja, ich erinnere mich noch gut daran. Er enthalt ein einziges Schwanzhaar eines besonders gut gewachsenen Einhorns… mu? an die siebzehn Handbreit lang gewesen sein; hat mich mit seinem Horn fast noch aufgespie?t, nachdem ich an seinem Schwanz gezupft hatte. Zwolfeinviertel Zoll… Esche… federt ganz hubsch. Ist ja in bestem Zustand… du pflegst ihn regelma?ig?«

»Hab ihn gestern Abend noch poliert«, sagte Cedric grinsend.

Harry sah auf seinen eigenen Zauberstab hinab. Uberall waren Fingerabdrucke zu sehen. Er hob den Saum seines Umhangs vom Knie, ballte ihn zusammen und versuchte den Zauberstab moglichst unauffallig zu putzen. Einige Goldfunken schossen aus seiner Spitze hervor. Fleur Delacour versetzte ihm einen recht mitleidigen Blick und daraufhin lie? er es bleiben.

Mr Ollivander lie? einen Strom silberner Rauchringe aus der Spitze von Cedrics Zauberstab durchs Zimmer schweben, erklarte sich zufrieden und sagte dann:»Mr Krum, wenn ich bitten darf.«

Viktor Krum stand auf und schlurfte plattfu?ig und mit hangenden Schultern zu Mr Ollivander hinuber. Er ri? seinen Zauberstab hervor, steckte die Hande in die Taschen und wartete mit finsterem Blick.

»Hmm«, sagte Mr Ollivander,»das ist doch einer von Gregorowitsch, wenn ich mich nicht irre? Ein guter Zauberstabmacher, auch wenn mir die Gestaltung nicht immer ganz… allerdings…«

Er hob den Zauberstab an die Augen und drehte ihn einige Male mit prufendem Blick.

»Ja… Wei?buche und Drachenherzfaser?«, sagte er dann plotzlich, und Krum nickte.»Doch um einiges dicker, als man ihn sonst zu sehen bekommt… recht steif… zehnein-viertel Zoll… Avis!«

Der Wei?buchenstab knallte wie ein Gewehr, und ein paar kleine Vogel flogen zwitschernd aus seiner Spitze hervor und durch das offene Fenster hinauf in den wolkenverhangenen Himmel.

»Gut«, sagte Mr Ollivander und gab Krum den Zauberstab zuruck.»Jetzt bleibt nur noch… Mr Potter.«

Harry stand auf und ging an Krum vorbei zu Mr Ollivander. Er reichte ihm seinen Zauberstab.

»Aaaah, ja«, sagte Mr Ollivander, und seine blassen Augen begannen plotzlich zu leuchten.»Ja, ja, ja. Wie gut ich mich noch erinnere.«

Auch Harry erinnerte sich noch. Er sah es vor sich, als ware es gestern gewesen…

Vor vier Sommern, an seinem elften Geburtstag, war er zusammen mit Hagrid in Mr Ollivanders Laden gekommen, um einen Zauberstab zu kaufen. Mr Ollivander hatte seine Ma?e genommen und ihm dann einige Zauberstabe zum Ausprobieren gegeben. Harry hatte, wie es ihm vorkam, jeden einzelnen Zauberstab im Laden geschwungen, bis er endlich den gefunden hatte, der zu ihm pa?te – dieser hier, der aus dem Holz einer Stechpalme gefertigt war und eine einzige Feder vom Schwanz eines Phonix enthielt. Mr Ollivander war sehr uberrascht gewesen, da? Harry so gut zu diesem Zauberstab pa?te.»Sehr seltsam«, hatte er gesagt,»… seltsam«, und erst als Harry fragte, was denn so seltsam sei, hatte Mr Ollivander erklart, da? die Phonixfeder vom selben Vogel stammte, von dem auch die Feder des Zauberstabs von Lord Voldemort kam.

Harry hatte dieses Wissen nie mit jemandem geteilt. Ihm gefiel sein Zauberstab sehr gut, und was ihn anging, war seine Beziehung zu Lord Voldemorts Zauberstab etwas, fur das er nichts konnte – genauso, wie er nichts fur seine Verwandtschaft mit Tante Petunia konnte. Allerdings hoffte er instandig, da? Mr Ollivander nicht gleich allen verkunden wurde, was es mit dem Zauberstab auf sich hatte. Er hatte das komische Gefuhl, Rita Kimmkorns Flotte-SchreibeFeder wurde sich dann vor Begeisterung geradezu selbst zerfleddern.

Mr Ollivander wendete fur Harrys Zauberstab viel mehr Zeit auf als fur die anderen. Schlie?lich jedoch lie? er eine Weinfontane daraus hervorsprudeln und gab ihn Harry mit der Bemerkung zuruck, er sei immer noch in tadellosem Zustand.

»Ich danke allen«, sagte Dumbledore am Richtertisch und erhob sich.»Sie konnen jetzt wieder in den Unterricht zuruck – oder vielleicht ware es besser, wenn Sie gleich runter zum Essen gehen, da es ohnehin bald Zeit ist -«