Sobald drinnen alle ihre Platze gefunden hatten, wies Professor McGonagall die Champions an, sich zu zweit mit Partner oder Partnerin zusammenzutun und ihr der Reihe nach zu folgen. Unter allgemeinem Beifall betraten sie die Gro?e Halle und machten sich auf den Weg hinauf zu einem gro?en runden Tisch auf dem Podium, wo die Richter sa?en.

Die Wande der Halle waren mit funkelnden Eiskristallen geschmuckt und Hunderte von Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu uberwucherten die gestirnte schwarze Decke. Die Haustische waren verschwunden; an ihrer Stelle fanden sich gut hundert kleinere Tische mit Lampen, an denen jeweils ein Dutzend Schuler sa?en.

Harry achtete vor allem darauf, nicht zu stolpern. Parvati schien sich blendend zu amusieren; sie sah strahlend in die Menge und bugsierte Harry so energisch herum, da? er sich vorkam wie ein dressiertes Hundchen, das sie Kunststucke auffuhren lassen wollte. Als er sich dem runden Tisch naherte, erhaschte er einen kurzen Blick auf Ron und Padma. Rons Augen verengten sich zu Schlitzen, als Hermine an ihm vorbeiging. Padma schien ein wenig zu schmollen.

Vom Podiumstisch aus lachelte Dumbledore den Champions glucklich entgegen. Karkaroffs Miene hingegen ahnelte der von Ron, als er Krum und Hermine naher kommen sah. Ludo Bagman, heute Abend in hellpurpurnem Umhang mit gro?en gelben Sternen, klatschte nicht weniger begeistert als die Schuler unten; auch Madame Maxime, die ihre ubliche Uniform aus schwarzem Satin gegen ein flie?endes Gewand aus lavendelfarbener Seide eingetauscht hatte, klatschte ihnen hoflich zu. Harry fiel plotzlich auf, da? Mr Crouch nicht da war. Auf dem funften Platz sa? Percy Weasley.

Als die Champions und ihre Partner den Tisch erreichten, zog Percy den leeren Stuhl neben sich vor und sah Harry eindringlich an. Harry folgte dem Wink und setzte sich neben Percy, der einen brandneuen marineblauen Umhang trug und eine ungeheuer blasierte Miene aufgesetzt hatte.

»Ich bin befordert worden«, sagte Percy, bevor Harry uberhaupt fragen konnte, und nach seinem Ton zu schlie?en, hatte er genauso gut zum Herrscher des Universums gewahlt worden sein konnen.»Ich bin jetzt Mr Crouchs personlicher Assistent und als sein Vertreter hier.«

»Warum kann er nicht selbst kommen?«, fragte Harry. Er freute sich nicht gerade darauf, wahrend des ganzen Abendessens uber Kesselboden belehrt zu werden.

»Ich mu? leider sagen, da? Mr Crouch sich nicht wohl befindet, uberhaupt nicht wohl. Seit der Weltmeisterschaft ist er etwas leidend. Das wundert einen naturlich nicht – Uberarbeitung. Er ist nicht mehr der Jungste – selbstverstandlich immer noch brillant, immer noch ein gro?artiger Kopf. Doch die Weltmeisterschaft war ein Fiasko fur das ganze Ministerium, und dann hat das Fehlverhalten seiner Hauselfe, Blinky oder wie sie hie?, Mr Crouch auch noch personlich schwer getroffen. Naturlich hat er sie sofort danach versto?en, aber – nun ja, wie gesagt, er kommt schon zurecht, braucht jedoch Hilfe im Haushalt, und ich furchte, seit sie fort ist, hat er es zu Hause doch deutlich schwerer. Und dann mu?ten wir auch noch das Turnier organisieren und die Folgen der Weltmeisterschaft bewaltigen – diese unverschamte Kimmkorn hat uberall rumgeschnuffelt -, nein, der arme Mann hat nun seine wohlverdienten ruhigen Weihnachten. Jedenfalls wei? er, da ist jemand, auf den er sich verlassen kann und der ihn vertritt, und daruber bin ich einfach froh.«

Harry lag die Frage auf der Zunge, ob Mr Crouch schon aufgehort hatte, Percy»Weatherby«zu nennen, doch er widerstand der Versuchung.

Noch war auf den schimmernden Goldtellern kein Essen, doch alle hatten kleine Speisekarten vor sich liegen. Unsicher nahm Harry seine Karte in die Hand und sah sich um – Bedienungen waren nicht in Sicht. Dumbledore jedoch studierte aufmerksam seine Karte, dann sagte er klar und deutlich zu seinem Teller:»Schweinekoteletts!«

Und Schweinekoteletts erschienen. Die anderen am Tisch begriffen und bestellten ebenfalls bei ihren Tellern. Harry wandte den Kopf zu Hermine, um zu sehen, wie sie sich bei dieser neuen und komplizierten Weise, zu Abend zu essen, fuhlen mochte – gewi? bedeutete dies viel zusatzliche Plackerei fur die Hauselfen? -, doch endlich einmal schien Hermine nicht an B.ELFE.R zu denken. Sie war in ein Gesprach mit Viktor Krum vertieft und nahm offenbar kaum wahr, was sie uberhaupt a?.

Mit einem Mal fiel Harry auf, da? er Krum bisher noch gar nicht wirklich hatte reden horen, doch jetzt sprach er ausgiebig, und dazu noch sehr begeistert.

»Wir habe auch eine Schlo?, nicht so gro? wie diese hier und auch nicht so bequem, mochte ich meine«, erklarte er Hermine.»Wir habe nur vier Stockwerke und die Feuer brenne nur fur magische Zwecke. Aber wir habe viele gro?ere Land als ihr, aber in Winter wir habe wenig Licht und wir habe nichts davon. Doch in Sommer fliege wir jede Tag, uber die Seen und die Berge -«

»Nun aber, Viktor!«, sagte Karkaroff mit einem Lachen und einem kalten Blick.»Blo? nicht alles verraten, sonst wird unsere reizende Freundin gleich ganz genau wissen, wo wir zu finden sind!«

Dumbledore lachelte und seine Augen funkelten.»Igor, all die Geheimniskramerei… man konnte fast meinen, Sie wollten gar keinen Besuch haben.«

»Wissen Sie, Dumbledore«, sagte Karkaroff und zeigte seine gelben Zahne in ihrer ganzen Pracht,»wir schutzen doch alle unser eigenes Reich, nicht wahr? Bewachen wir nicht eifersuchtig die Tempel der Gelehrsamkeit, die uns anvertraut sind? Sind wir nicht zu Recht stolz darauf, da? nur wir alleine die Geheimnisse unserer Schulen kennen und sie auch schutzen?«

»Oh, nie im Traum wurde ich mir einbilden, alle Geheimnisse von Hogwarts zu kennen, Igor«, sagte Dumbledore freundlich.»Erst heute Morgen zum Beispiel habe ich auf dem Weg ins Bad die falsche Tur geoffnet und fand mich plotzlich in einem herrlich gestalteten Raum, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und der eine ganz erstaunliche Sammlung von Nachttopfen enthielt. Als ich dann spater zuruckkam, um mir die Sache naher anzusehen, war der Raum verschwunden. Aber ich mu? die Augen nach ihm offen halten. Vielleicht ist er nur um halb sechs Uhr morgens zuganglich. Oder er erscheint nur bei Viertelmond – oder wenn der Suchende eine au?ergewohnlich volle Blase hat.«

Harry prustete in seinen Gulaschteller. Percy runzelte die Stirn, doch Harry hatte schworen konnen, da? Dumbledore ihm ganz kurz zugezwinkert hatte.

Unterdessen au?erte sich Fleur Delacour gegenuber Roger Davies ausgesprochen abfallig uber das weihnachtlich geschmuckte Hogwarts.

»Das ist nischts«, sagte sie geringschatzig und lie? den Blick uber die funkelnden Wande der Gro?en Halle schweifen.»Im Palast von Beauxbatons 'aben wir an Weihnachten Eisskulpturen uberall im Speisesaal. Sie schmelsen naturlisch nischt… sie sind wie riesige Statuen aus Diamant und glitsern dursch den ganzen Saal. Und das Essen ist einfach superb. Und wir 'aben Chore aus Waldnymphen, die uns beim Essen mit ihren Gesangen begleiten. Wir 'aben keine solsche 'asslischen Rustungen in den 'allen, und wenn ein Poltergeist je in Beauxbatons eindringen wurde, dann wurden wir ihn – sakk – einfach rauswerfen.«Sie klatschte unwirsch mit der Hand auf den Tisch.

Roger Davies hing mit glasigem Blick an ihren Lippen und verfehlte mit der Gabel andauernd seinen Mund. Harry hatte den Eindruck, da? Davies zu sehr damit beschaftigt war, sie anzustarren, als da? er auch nur ein Wort von ihr verstanden hatte.

»Vollkommen richtig«, sagte er eilig und schlug nun selbst mit der Hand auf den Tisch.»Zack und weg. Genau.«

Harry lie? den Blick durch die Halle wandern. Hagrid sa? an einem der anderen Lehrertische; er hatte wieder einmal seinen furchterlichen Braunhaar-Anzug an und spahte hinauf zum Podiumstisch. Harry bemerkte, wie er jemandem kurz zuwinkte, folgte seinem Blick und sah Madame Maxime, deren Opale im Kerzenlicht glitzerten, zuruckwinken.